Es begann 1974 im französischen Dijon“,
erinnert sich Guillem Bernat. Der Juwelier aus Sóller war damals
schon Mitglied der Folklore-Gruppe „Aires Sollerics“, die zum
ersten Mal an einem internationalen Folklore-Festival teilnahm.
„Dort ist die Idee geboren, so etwas auch bei uns zu machen. Ich
fand die Idee, mit Tanz und Musik sehr unterschiedliche Kulturen
zusammenzubringen, einfach faszinierend“, sagt Bernat. So wurde „Sa
Mostra internacional folclòrica Sóller” geboren.
Ein bisschen hat es noch gedauert, bis Bernat seinen Traum
verwirklicht sah, doch seit nunmehr 30 Jahren kommen Jahr für Jahr
sechs bis sieben Folkloregruppen aus aller Welt in die Stadt an
Mallorcas Nordwestküste. In diesem Jahr haben sich Teilnehmer aus
Brasilien, Panama, Italien, Polen, der spanischen Stadt Ciudad Real
angemeldet. Gastgeber ist natürlich die Gruppe aus Sóller „Aires
Sollerics“. „Die Sollerics genießen das Ereignis Jahr für Jahr. Es
gibt viel Kontakt zwischen den Gruppen und den Bewohnern von
Sóller.“ In den ersten Jahren haben die Teilnehmer noch in Hotels
gewohnt. Das hat sich als nicht gut erwiesen, denn es hat den
Austausch untereinander erschwert. Heute wohnen die Tänzer und
Musiker in einer Schule und sind damit auch außerhalb ihrer
Auftritte zusammen. „Es geht beim Festival von Sóller ja überhaupt
nicht um Wettbewerb, sondern um das Miteinander. Seit jeher ist uns
die Wirkung nach innen weitaus wichtiger als die Wirkung nach
außen“, sagt Bernat.
Während des knapp einwöchigen Aufenthaltes der Teilnehmer sind
jeden Vormittag gegenseitige „Unterrichtsstunden“ der Gruppen
vorgesehen, die auch für das Publikum zugängig sind.
Aber Auftritte sind natürlich auch wichtig: „Die Gruppen wollen
zeigen, was sie können, wollen ihre kulturelle Identität
vermitteln.“ So „gastieren“ sie denn, mal einzeln, mal alle
gemeinsam, in verschiedenen Dörfern und Städten der Insel.
Von diesem Jahr an wird die „Mostra“ nicht mehr jedes Jahr,
sondern nur noch alle zwei Jahre stattfinden. Das hat erstens
finanzielle Gründe, obwohl das Folklorefestival mit einem kleinen
Zuschuss durch die Landesregierung und den Inselrat unterstützt
wird. „Aber es ist eben auch viel Arbeit, 175 Teilnehmer zu
managen“, sagt Bernat. Außerdem will man sich in Zukunft nicht mehr
mit dem Welt-Folklore-Festival in Palma in die Quere kommen. Das
findet alle zwei Jahren statt.
In der Vergangenheit musste Guillem Bernat mit allerlei
Schwierigkeiten kämpfen, so etwa, als ein junges Paar aus Rumänien,
ein Musiker und eine Tänzerin, während des Festivals um politisches
Asyl baten. „Nach vielen bürokratischen Hürden konnten sie auf der
Insel bleiben. Sie leben bis heute hier.“
Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Gruppen und den
Sollerics gab es noch nie: „Die meisten Gruppen bringen einen
Dolmetscher für Spanisch oder Englisch mit. Ansonsten aber wissen
wir: die besten Verständigung ist Musik und Tanz – Bailando se
entiende la gente.“
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.