Seine erste Zeichnung veröffentlichte Pep
Roig in der Tageszeitung Ultima Hora am 19. März 1970. Bis heute
ist er fast täglich in einer Veröffentlichung des Verlages Grup
Serra zu sehen, jede Woche am Sonntag in der Beilage Brisas.
„Es ist wie ein Wunder“, sagt Roig. „Ich hatte das Glück, den
richtigen Verleger zu finden, der meine Arbeit schätzte. Und es
offenbar bis heute tut. Das ist erstaunlich, denn die ersten
Zeichnungen waren eigentlich schrecklich.“ Roig ist ein heiterer
Mann mit viel Lebensweisheit. Und viel Selbstironie. „Ich bin
chaotisch und kein bisschen liebenswürdig. Ich habe keine
Ausbildung, nichts gelernt. Ich habe gezeichnet, ohne es zu können.
Und sie haben mich genommen, wie ich bin.“
Jetzt, zum 40. Jahr seiner Karriere, hat er eine Ausstellung in
der Galería El Temple in Palma eröffnet. Was er zeigt?
Für Pep Roig ist die Antwort ganz einfach: „Ich zeige mich.“
Anders gesagt: er zeigt die ganze Palette seines Könnens – Bilder,
Zeichnungen, Skulpturen und natürlich Karikaturen. Mehr oder
weniger chronologisch angeordnet, meist im Original, manchmal im
vergilbten Zeitungsausschnitt. „Ich wollte einfach nicht fein
gerahmte Originale präsentieren“, sagt er, „das hätte nicht zu mir
gepasst.
Seine Arbeit als Karikaturist begann zu Zeiten der
Franco-Diktatur. Gab es damals Zensur? „Nur ein einziges Mal wurde
eine Zeichnung von mir verboten. Ansonsten habe ich meine
Freiheiten genutzt. Und ich hatte viel Freiheit. Natürlich gab es
ab und zu Vorschläge zu bestimmten Themen, die der Verlag behandelt
wissen wollte. Und es gab endlose Diskussionen. Ich habe mindestens
Tausend Mal gekündigt.“
Die allermeisten Cartoons von Pep Roig haben lokalpolitische
Bezüge. Was hat sich in 40 Jahren geändert? „In den Zeiten des
Übergangs vom Franco-Regime zur Demokratie, in der Transición',
waren wir sehr hoffnungsfroh, alles konnte nur besser werden. Im
Laufe der Demokratie hat sich gezeigt, dass die alten Strukturen
nicht aufgeweicht wurden, dass Politiker immer sehr bequem
mitschwammen. Die Korruption hat sich gehalten. Denn die Politiker
wurden ja immer wieder gewählt.“
Sein Standpunkt ist klar: „Ich war und bin links. Das ist nach
wie vor die einzige Chance. Aber Menschen bangen eben um ihre
Arbeitsplätze, sind politisch unzuverlässig. Der Nepotismus blüht.
Wer auf den Balearen intellektuell ist, bleibt enttäuscht.“
Woher bekommt Pep Roig seine Inspiration? Wen porträtiert er in
seinen Cartoons? „Ich muss doch nur auf die Straße gehen. Da sehe
ich alles. Und natürlich hängt meine Arbeit immer von den aktuellen
Gegebenheiten ab. Das ist manchmal fast langweilig, weil es so
wenig Veränderungen gibt.“
Aber er weiß auch: „Inhalte haben sich verändert. Natürlich
haben wir früher noch Filme wie Mogambo' mit Ava Gardner oder Der
letzte Tango' mit Marlon Brando kommentiert. Oder Scheidung und
Abtreibung. Themen, die heute niemanden mehr beeindrucken. Für uns
galt damals: Alles was verboten ist, ist wunderbar.“ Eine der
wichtigsten Zeichnungsserien war für Pep Roig „Historias de la
Historia, o algo así“, seine Sicht der mallorquinischen Geschichte,
von den Anfängen bis heute.
„Da konnte man zeigen, dass Geschichte vor allem von Menschen
handelt, die sich eben auch irren können. Oder ein Treffen von
Hitler mit Franco, bei dem sie über Gibraltar sprachen, das Hitler
gerne für sich beansprucht hätte. Er hat wirklich geglaubt, von
dort kämen die Alliierten nach Europa.“
Ein Zukunftsprojekt ist sein Museum für Humor, das eine Weile
schon abgesegnet schien: „Ich habe viele Zusagen zur Finanzierung
bekommen. Aber, wie es eben auf Mallorca ist, geschehen ist
nichts.“
Über seine Bilder, beeinflusst von Miró, Picasso, den
Surrealisten, sagt Pep Roig: „Ich habe viele Stile. Eben weil ich
nichts gelernt habe.“
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