Nachdem er rund 200 Jahre relativ Ruhe gegeben hatte, bricht der
isländische Vulkan Eyjafjallajökull aus und spuckt riesige Mengen
Lava-asche in den Himmel. Auf der nordischen Atlantikinsel bebt die
Scholle, schmelzendes Gletscherwasser überflutet den südlichen Teil
des Eilands. Rund 700 Menschen müssen ihre Häuser verlassen.
Donnerstag, 15. April
Die Aschewolke breitet sich aus und lähmt den Flugverkehr in
Nordeuropa. Irland, England Norwegen, Schweden Dänemark und sperren
ihre Flughäfen. Hinzu kommen die Benelux-Staaten, in Frankreich
werden 37 Airports geschlossen.
Die ersten Mallorca-Flüge sind von der Sperrung des Luftraums
betroffen. In Palma fallen 44 Flüge aus, es sind vor allem
Verbindungen nach England (41), Belgien (1) und Schweden (1).
Europaweit sagen die Airlines ein Viertel ihrer 28.000 geplanten
Tagesverbindungen ab.
Freitag, 16. April
Die Aschewolke wächst. Die Sperrung des Luftraums muss auf
weitere Staaten ausgedehnt werden. Der Lavastaub am deutschen
Himmel weitet sich im Laufe des Tages von Nord nach Süd aus. Am
Abend werden die letzten Airports in Baden-Württemberg und Bayern
geschlossen. Es folgen Sperrungen in der Schweiz und Österreich. In
Spanien müssen rund 800 Flüge aus den oder in die gesperrten
Gebiete abgesagt werden.
Am Airport Palma bilden sich lange Schlangen vor den
Flugschaltern. Viele Briten kommen nicht weg, müssen mit
Umbuchungen und Wartefristen von einer Woche rechnen.
Nach Angaben der Airlinevereinigung IATA haben die
Fluggesellschaften Umsatzausfälle vontäglich 148 Millionen
Euro.
Abends am Airport Palma: Son Sant Joan ist weitgehend verwaist.
Die Passagiere haben sich Hotelzimmer genommen. Weder sind
Feldbetten noch schlafende Reisende anzutreffen.
Samstag, 17. April
Der Eyjafjallajökull stößt weiter Asche aus. In den meisten
Staaten in Nord- und Mitteleuropa können Passagiermaschinen weder
starten noch landen. Lediglich in Südeuropa ist der Luftraum
teilweise noch offen.
Auf den Routen von und nach Mallorca müssen rund 50.000 Menschen
am Boden bleiben. Von den 504 programmierten Starts und Landungen
in Son Sant Joan können lediglich 135 erfolgen (27 Prozent). Offen
sind vor allem die Verbindungen auf das spanische Festland.
Die Urlauber, die die Insel nicht verlassen können, finden
hauptsächlich in den Hotels an der Playa de Palma - in
Flughafennähe - Unterkunft. Die rund 40.000 Plätze bei Palma sind
nach Angaben der Hotelverbände weitgehend ausgelastet.
Wer aufgrund des Flugverbots nicht nach Mallorca gelangen kann,
storniert seine Urlaubsbuchung. Das sind bereits 35 Prozent aller
Reservierungen für die kommende Woche.
Der Reisekonzern TUI startet in der Nacht zum Sonntag die erste
Rückholaktion für Mallorca-Urlauber: Eine Maschine bringt die Gäste
nach Barcelona, mit Bussen geht es weiter nach Frankfurt.
Sonntag, 18. April
Die Lavawolke erreicht den spanischen Luftraum. Seit morgens 8
Uhr sind elf nordspanische Airports, darunter Barcelona, gesperrt.
Auf den Flughäfen von Palma und Menorca wird der Betrieb um 12 Uhr
vollständig eingestellt. Die Schließung in Palma dauert offiziell
bis 15.30 Uhr. Danach werden auch die nordspanischen Airports
wieder geöffnet. Aufgrund der chaotischen Zustände im europäischen
Luftraum steigen in Palma bis abends kaum Flugzeuge auf.
Angesichts der Vollsperrung versuchen Tausende von Reisenden,
ein Fährticket zu ergattern. Im Hafen bilden sich lange
Schlangen.
In Palma erfolgen lediglich 43 der geplanten Starts und
Landungen. Mehr als 40.000 Passagiere auf den Mallorca-Routen sind
von dem weitgehend lahmgelegten Drehkreuz betroffen.
Am Nachmittag werden in Deutschland vorübergehend fünf Airports
geöffnet. Air Berlin will aus Palma rund 1000 Pauschalurlauber nach
Berlin ausfliegen. Die Menschen sind bereits am Airport Son Sant
Joan, als Tegel wieder geschlossen wird. Die Passagiere müssen
wieder in die Hotels zurück.
In der Nacht zum Montag bringen vier Sonderflüge insgesamt 700
TUI-Kunden von Palma nach Barcelona, wo sie mit Bussen nach
Frankfurt befördert werden.
Montag, 19. April
Das in weiten Teilen Europas herrschende Flugverbot wird
allmählich gelockert. Die EU-Verkehrsminister geben grünes Licht,
damit 40 bis 45 Prozent der geplanten Flüge stattfinden können.
Die deutsche Airline Condor fliegt Mallorca-Urlauber des
Reiseveranstalters Thomas Cook nach Salzburg aus, wo das Flugverbot
am Morgen aufgehoben wurde.
Mit einer Ausnahmegenehmigung startet mittags eine
Air-Berlin-Maschine in Palma mit rund 210 Passagieren und landet um
15.23 Uhr in München. Bis zum Abend finden zehn weitere
Rückholflüge nach Deutschland statt.
Seit Ausbruch der Krise mussten 80.000 Passagierflüge gestrichen
werden, betroffen waren sieben Millionen Menschen. Die sechs
größten Airlines bezifferten die Umsatzverluste auf 600 Millionen
Euro. Hinzu kommen krisenverursachte Kosten von 140 Millionen
Euro.
In Palma werden 190 der geplanten 479 Starts und Landungen
absolviert. 38.000 Menschen bleiben am Boden.
Massive Buchungsstornierungen in den mallorquinischen Hotels für
die kommenden zehn Tage veranlassen so manchen Hotelier, die für
Mitte April geplante Öffnung um zwei Wochen auf Anfang Mai zu
verschieben.
Dienstag, 20. April
Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) sind seit
Ausbruch der Krise insgesamt 230.000 deutsche Urlauber von den
Flugstreichungen betroffen. 130.000 von ihnen hatten sich Ausland
aufgehalten.
Die TUI fliegt mit 17 Maschinen rund 2500 Mallorca-Urlauber
aus.
Mittwoch, 21. April
Die Staatssekretärin im spanischen Verkehrsministerium,
Concepción Gutiérrez, besucht den Flughafen Palma, um sich über den
Umbau des C-Terminals zu informieren.
Allgemeine Entspannung macht sich breit: Ab elf Uhr ist der
Luftraum über Deutschland wieder komplett freigegeben. Rewe
Touristik geht davon aus, dass die Flüge von Air Berlin, Condor,
TUIfly und SunExpress wieder "planmäßig durchgeführt" werden
können. Auch der Reiseveranstalter Tui meldet "seit 0.00 Uhr wieder
Normalbetrieb": Rund 3500 Gäste treten ihren Urlaub wie gebucht
an.
Insgesamt, so der Deutsche Reiseverband (DRV), seien seit
vergangenen Freitag über 100.000 deutsche Urlauber von
Reiseveranstaltern zurückgeholt worden; noch rund 20.000 Gäste -
zumeist auf Fernstreckenzielen - warten noch auf ihre
Rückreise.
Mallorca betreffend gibt der Air-Berlin-Direktor für Spanien,
Álvaro Middelmann, bekannt, dass es sich heute noch um einen "Tag
des Übergangs" handle, ab Donnerstag sei wieder "normaler Betrieb"
zu erwarten.
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