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Mallorca Magazin: Herr Rubí, Sie bezeichnen sich selbst als mallorquinischen Unternehmer. Wodurch unterscheidet sich ein solcher von anderen Unternehmern?
Sebastià Rubí: Durch seine Bindung, seine Liebe zu seiner Insel, Mallorca. Hinzu kommt, er engagiert sich hier. Ich habe mein Geld nicht im Ausland reinvestiert, sondern auf der Insel. Nicht wie andere Unternehmer, die ihre Gewinne etwa in der Karibik oder an der mexikanischen Riviera Maya investierten.

MM: Wie kommt's?
Rubí: Nun, vielleicht fehlte mir die Bereitschaft, ein solches Wagnis einzugehen. Andererseits stand uns als kleines Familienunternehmen auch nie so viel Kapital zum Investieren zur Verfügung.

MM: Gesetzt den Fall, Sie hätten so viele Gewinne wie andere große Unternehmen auf Mallorca - hätten auch Sie dann Ihr Geld im Ausland investiert?
Rubí: (schüttelt nachdenklich den Kopf) Nein, vermutlich nicht.

MM: Wie kam es, dass Sie Hotelier wurden? Folgten Sie einer Familientradition?
Rubí: Nein, ganz und gar nicht. Das entstand aus einer Zwangslage heraus. Und das kam so: Ich hatte etwa 20 Jahre als Bankangestellter gearbeitet und mich dann nach ersten Erfahrungen im Immobilienbereich mit einem Projekt in El Arenal selbstständig gemacht; mit einer eigenen Baufirma. Bald darauf sollten wir im Norden der Insel das Hotel Alcúdia Pins bauen, und ich dachte, das ist der Auftrag meines Lebens. Doch es kam alles anders...

MM: Was passierte?
Rubí: Der Bauträger ging pleite. Da standen wir, als Baufirma, ohne Geldgeber, mit einem halbvollendeten Bau und zahlreichen Zulieferern, die bezahlt sein wollten. Das war um 1983. Dann tat sich zwei Jahre nichts, bis ein Insolvenzgericht uns die Bauruine zusprach. Schließlich fanden wir neue Partner, bauten das Hotel in Eigenregie zu Ende und eröffneten es 1987 am 22. Mai, dem Tag der Heiligen Rita, der "Helferin in aussichtslosen Nöten".

MM: War es nicht eine große Umstellung, vom Bankangestellten und Chef einer Baufirma plötzlich zum Hoteldirektor zu werden?
Rubí: Ich hatte Glück, denn ich hatte gute Freunde. Einer von ihnen war ein sehr erfahrener Hotelier, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. So konnte ich vom ersten Tag an unser Hotel als Direktor führen.

MM: Wie waren Ihre Erlebnisse als Tourismusunternehmer?
Rubí: Damals war das Hotelgewerbe auf Mallorca das große Geschäft. Die jährliche Abwertung der Peseta um mitunter zehn Prozent eröffnete der Branche große Spielräume beim Aushandeln der Verträge mit den Reiseveranstaltern, zum Vorteil für beide Seiten. Diese Devisengewinne hörten mit der Einführung des Euro vollständig auf. Heute geht es um Preisanpassungen von ein bis zwei Prozent. Aber was im Gegensatz zu früher enorm gestiegen ist, sind die Nebenkosten für Energie, Verpflegung, Gehälter.

MM: Wie gestaltet sich die anstehende Saison?
Rubí: Wir haben in den vergangenen 24 Jahren stets zum 1. April geöffnet. Dieses Jahr startet der Betrieb erstmals am 24. April, drei Wochen später, um kein Geld in der Anfangszeit zu verlieren. Das vergangene Jahr war das schlechteste in unserer Firmengeschichte. Allerdings gehen wir davon aus, dass 2010 besser läuft. Und noch besser 2011 und 2012.

MM: Was macht Sie da so zuversichtlich?
Rubí: Wir haben die Verträge mit den Reiseveranstaltern für diese und die kommenden beiden Saisons bereits abgeschlossen, und zwar mit Abnahmegarantien für unsere Zimmer.

MM: Wie steht es mit all-inclusive? Bieten Sie diese Verpflegungsart in Ihrem 2200-Betten-Hotel an?
Rubí: Wir haben bisher kein all-inclusive angeboten, das wird es auch 2010 nicht geben. Es ist aber sehr wohl möglich, dass wir einen Teil unserer Plätze ab 2011 für dieses Bewirtungsgeschäft öffnen müssen, bei einem Anteil von vielleicht 20 bis 30 Prozent. Das haben die Reiseveranstalter durchgesetzt. Verträge mit Abnahmegarantien gibt es für Hotels nur noch, wenn sie sich all-inclusive öffnen.

MM: Ist Ihnen das recht?
Rubí: Für uns wäre es ideal, wenn die Reiseveranstalter nicht auf diese Forderung bestehen würden, aber das Thema ist von großer Bedeutung. Es bleibt kein Ausweg.

MM: Derzeit ist viel von Modernisierung veralteter Hotels die Rede. Die Playa de Palma soll mit einem großen Integralplan saniert und verschönert werden. Fühlen sich die Hoteliers in Norden Mallorcas da nicht links liegen gelassen?
Rubí: Die Modernisierung ist an der Playa de Palma viel notwendiger als bei uns im Norden. Hier sind die Hotels viel später errichtet worden, als die Bauauflagen deutlich strenger waren. Die Gebäude durften nicht so hoch ausfallen und mussten viel mehr Gartenfläche pro Gast ausweisen als in Arenal.

MM: Man braucht im Norden also kein Geld für Investitionen und neue Infrastrukturen?
Rubí: Doch, das auf jeden Fall. Und es ist eine Unding, eine Lächerlichkeit, dass der Golfplatz, der bei Muro entstehen sollte, nun wieder blockiert wird. Noch dazu, da die Projektentwickler alle Baugenehmigungen beisammen hatten.

MM: Sie sind ein Verfechter des Golfplatzes.
Rubí: Ich bin, was den Umweltschutz betrifft, selbst der größte Aktivist. Aber wir müssen realistisch bleiben. Der Golfplatz ist eine gute Lösung, um die geklärten Abwasser sinnvoll wiederzuverwenden. Durch den Platz entsteht darüber hinaus kein einziges zusätzliches Hotel. Dafür aber schafft der Golfplatz Arbeitsplätze und lockt neue Besucher in den Inselnorden, auch im Winter. Wir haben den Golfplatz bitter nötig. Ebenso ein neues Sportgelände, auf das wir schon seit Jahren vergeblich warten.

MM: Sie sagten, Sie haben Ihre Einnahmen auf Mallorca investiert. Sie besitzen seit 2003 das Weingut Macià Batle in Santa Maria. Sind Sie lieber Hotelier oder Winzer?
Rubí: Das Kuriose ist, dass ich erst als Weingutbesitzer in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Aber Winzer konnte ich nur werden, weil ich Hotelier bin.

MM: Wie kam es zum Kauf von Macià Batle?
Rubí: Ich spielte damals mit dem Gedanken, ein eigenes Weingut zu gründen. Als Macià Batle zum Verkauf stand, machte mich ein Cousin darauf aufmerksam. Ich traf mich mit Ramon Servalls, dem Gutsdirektor, und war rasch überzeugt, das Richtige gefunden zu haben. Da ich aber gar keine Ahnung vom Weinbau habe, bestand ich darauf, dass er als Direktor und Teilhaber bleiben müsse. Die Sache hat sich prächtig entwickelt. Damals füllten wir im Jahr 300.000 Flaschen ab. Heute sind es rund eine Million.

MM: Und Sie und Servalls scheinen einen guten Draht zu den Künstlern zu haben, die die Etiketten der Weine gestalten.
Rubí: Ja, das hatte bereits Ramon gestartet. Wir kooperieren mit den Künstlern, indem wir jeweils das Original für den Jahrgang behalten und ihnen vier, fünf weitere Werke abkaufen. Mittlerweile haben wir 80, 90 Arbeiten von teils sehr guten Malern zusammen. Eine kleine Sammlung, die irgendwann ihr eigenes Renommee haben wird.

MM: Apropos Renommee, neulich stand Ihr Name in den Medien als Besitzer des erstens Zesels auf Mallorca, ein extrem seltener Mischling aus Zebra und Esel.
Rubí: Schon als Kind träumte ich von einem großen Bauernhof. Diesen Wunsch haben ich mir 1988 mit der Finca Son Sastre verwirklicht. Dort halte ich Hirsche, Mufflons, Pferde, Ponys, Esel und Zebras. Offenbar hatte sich das Zebra in die Eselin verliebt, oder andersherum. Wir bekommen Briefe aus aller Welt, von Wissenschaftlern, die die Tiere sehen wollen.

MM: Was werden Sie mit dem jungen Zesel machen?
Rubí: Er soll zu unserem Maskottchen werden, für ein neues Landhotel, das wir mit Partnern zwischen Petra und Felanitx betreiben wollen: Sa Franquesa Nova. Die Eröffnung ist jetzt für Mai vorgesehen.

MM: Was ist Mallorca? Die Insel des Weins, der Kunst, des Tourismus?
Rubí: Machen wir uns nichts vor: Der Tourismus ist die Grundlage unserer Wirtschaft. Und die Konkurrenz ist hart. Nicht weil wir schlechter geworden sind. Sondern weil die anderen besser geworden sind.

MM: Was ist also zu tun?
Rubí: Ich habe da auch kein Patentrezept. Da sind auch unsere Politiker gefordert. Uns bleibt nichts anderes übrig, als sie weiterhin zu ertragen. Wir müssen einfach weiter arbeiten, weiter kämpfen - um uns zu behaupten.

Mit Sebastià Rubí sprach Alexander
Sepasgosarian