Irgendwie kam er dazu wie die Jungfrau zum Kind. Auf dem
Flohmarkt von Consell stieß der Nicht-mehr-Raucher nach Jahren der
Abstinenz ausgerechnet auf – Aschenbecher. Antike Porzellan- und
Keramik-Schälchen mit den Namen und Logos mallorquinischer Hotels,
von denen selbst einige nurmehr Schall und Rauch waren.
„Du bist verrückt! Was willst du mit dem alten Zeug”, fragte die
Ehefrau den fortan passionierten Sammler, der es vorzieht,
ungenannt zu bleiben.
Und vielleicht ist das alles ohnehin die Schuld von Álvaro
Middelmann, dem ehemaligen Präsidenten des Fremdenverkehrsverbandes
Fomento del Turismo, der sich 2007 mit dem ehrgeizigen Plan trug,
für Mallorca ein Tourismus-Museum ins Leben zu rufen.
Angesteckt von dieser Idee, sah der anonyme Flohmarktbesucher in
den Aschenbechern plötzlich ein Stück Tourismus-Geschichte. „Ich
konnte doch nicht zulassen, dass so etwas einfach verloren
geht...”, verteidigt sich der Sammler noch heute.
Aus dem Museum wurde nix, aber seither sind zwei Dutzend
Aschenbecher zusammengekommen. Es sind Kuriositäten darunter,
elegante Raucherschalen im Stil der 1950er und 1960er Jahre, mit
Goldrand und Herstellerkennzeichen am Boden („Rouvre”), aber auch
schlichtere Massenware mit handgemalter Aufschrift. „Damals hatte
jedes Hotel diese Aschenbecher”, erinnert sich Pere Canals Morro,
altgedienter Hotelier in Arenal und Buchautor.
Die flachen Gefäße wurden pro Hotel zu Tausenden angefertigt. Es
war Absicht, dass die Gäste die Schalen als Souvenir mit nach Hause
nahmen. Darum wurden die Aschenbecher auch nicht verkauft. „Ihr
müsst sie stehlen, sagten wir den Gästen halb vertraulich, halb
scherzhaft. Das war Teil unserer Werbestrategie. Wenn dann in
Deutschland so ein Ascher auf dem Tisch stand, musste es den Leuten
bei uns gut gefallen haben”, erzählt Canals.
Tatsächlich schrieb so mancher Hersteller auf die Unterseite der
Becher von vornherein „Robado” – gestohlen. Das war ein Gag als
Dreingabe zum Reiseandenken.
Axel Thorer, größter deutscher Sammler von
Mallorca-Memorabilien, beschränkt die Hochzeit der Aschenbecher auf
die Jahre 1960 bis 1985. Dann geriet diese Art Werbung aus der Mode
oder wurde den Hotels zu teuer. Sie setzten auf „unpersönliche”
Aschenbecher ohne Namenszug, die kaum noch ein Gast mitnehmen
wollte. Egal, ob Raucher oder nicht.
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