In den Tagen vor Weihnachten hatte Antonio Jiménez,
Chefsakristan der Kathedrale von Palma, mehr als genug zu tun.
Mallorcas wichtigstes Gotteshaus sollte weihnachtlich werden. Dazu
mussten vor allem die 6000 Neules aufgehängt werden. Zum Teil in
knapp 50 Meter Höhe. „Diese kreisrunden Papierscheiben sind der
vielleicht typischste mallorquinische Weihnachtsschmuck“, sagt
Jiménez. „Die glatten, unverzierten kommen ins Kirchenschiff, rund
1000 kunstvoll geschnittene zieren die Gaudí-Krone über dem
Altar.“
Antonio Jiménez ist stolz darauf, dass auch in diesem Jahr
wieder eine mallorquinische Familie der Kathedrale Neules gestiftet
hat. „Die neuen Neules wurden von den Nonnen im Kloster Santa Clara
gefertigt; sie sind wahre Künstlerinnen in diesem Metier“, sagt der
Domprobst Joan Bestard. „Das feine Papier symbolisiert die
Spinnweben im Stall von Bethlehem.“
Bestard weist auf eine Skulpturengruppe der mallorquinischen
Künstlerin Remigia Caubet (1919 – 1997): Maria und Josef und das
Kind: „Die Skulpturen stehen das ganze Jahr über in der Kapelle des
Heiligen Benito und werden nur zu Weihnachten unter der Hauptkanzel
aufgebaut. Geschmückt mit Tannengrün und Zweigen. Jahre lang war
dies das einzige Werk eines zeitgenössischen Künstlers in der
Kathedrale. Das hat sich mit Gestaltung der Santísimo-Kapelle durch
Miquel Barceló geändert.“
Bevor Remigia Caubet ihre Skulptur der Kathedrale schenkte,
wurde Jahr für Jahr eine hölzerne Darstellung „Präsentation von
Jesus im Tempel“ aus dem barocken Altaraufsatz der
Fronleichnamskapelle im linken Seitenschiff mühevoll ausgebaut und
vor der Kanzel deponiert. „Der Altaraufsatz ist ein Werk von Jaume
Blanquer aus dem 17. Jahrhundert und sehr wertvoll. Der jährliche
Eingriff war immer mit der Gefahr verbunden, etwas zu zerstören“,
erzählt Jiménez.
Ansonsten hat die Kathedrale Kunstwerke aus vielen Jahrhunderten
zu bieten: Heilige, Bibelszenen, das Abendmahl in mehreren
Variationen, zahlreiche Darstellungen der Muttergottes. Nur zum
Thema Weihnachten ist wenig zu finden. „Im Chorgestühl, links von
der Apsis, ist noch eine kleine hölzerne Geburtsszene, die von
Gaudí vergoldet wurde, die für die Gläubigen im Gotteshaus aber gar
nicht sichtbar ist“, erzählt Bestard. Und fügt hinzu: „Deshalb sind
uns zu Weihnachten die Neules so wichtig. Sie bestimmen, wie in
vielen anderen Kirchen und auch in Haushalten, in der Kathedrale
das Bild zum Christfest.
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