Die Krise hat Spanien fest im Griff und Ministerpräsident José
Luis Rodríguez Zapatero versucht mit Steuererhöhungen einen Ausweg
aus der Misere zu finden. Seine Regierung plant, an der
Mehrwertsteuerschraube zu drehen. Die Erhöhung solle in der zweiten
Jahreshälfte 2010 wirksam werden. Das Protestgeschrei von
Unternehmensverbänden, aber auch von Gewerkschaften ließ sich schon
jetzt vernehmen.
Zeitgleich brilliert in Europa ein ganz anderer – mit
Steuersenkungen. Oder zumindest mit dem Versprechen, die Steuern zu
senken. Guido Westerwelle, der strahlende Sunnyboy der deutschen
(Wirtschafts-)Liberalen, auch FDP genannt, wurde damit zum
eigentlichen Gewinner der Bundestagswahlen. Ihm dürfte, wenn nichts
dazwischen kommt, als Juniorpartner einer künftigen schwarz-gelben
Koalition ein gutes Stück vom Machtkuchen zufallen.
Die Frage ist, ob Westerwelle sein Versprechen überhaupt halten
können wird. Denn auch wenn in Deutschland die wirtschaftlichen
Konjunkturdaten besser aussehen als in Spanien, sind die Spielräume
doch sehr begrenzt. Die gewaltige staatliche Verschuldung in
Deutschland ist nach dem Wahlsieg nicht verschwunden, und der
anstehende Winter wird die Arbeitslosenzahlen nicht abschmelzen
lassen. Man sollte sich nichts vormachen: Um das deutsche
Sozialsystem auf dem jetzigem Stand zu halten, kann so viel
Steuersenkung gar nicht drin sein. Sie dürfte sich auf reine
Kosmetik beschränken.
Zurück zu Zapatero. Er sieht sich gezwungen, die Steuern zu
erhöhen, um die Sozialleistungen in Spanien auf dem jetzigem Niveau
halten zu können. Düsteren Prognosen zufolge wird die
Arbeitslosigkeit in diesem Winter auf 22 Prozent steigen. Da wird
viel Geld notwendig sein, damit niemand frieren und hungern muss.
Ganz zu schweigen vom Umbau des Wirtschaftsmodells, das bislang
viel zu einseitig auf Bauwirtschaft ausgelegt war. Dort verdienten
das dicke Geld jene, die stets für möglichst wenig staatliche
Regulierung waren. „Der Markt regelt sich am besten alleine.” Ein
Credo, dem die FDP recht nahesteht.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.