Schon lange wurde im Umfeld an der Arbeit des Fußballlehrers
herumgemäkelt. Vor dem letzten Spieltag trat er zurück. „Ja, das
war schon ein freiwilliger Rücktritt”, betont Funkel im
MM-Gespräch. „Der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen und ich,
wir haben schon öfter darüber diskutiert, ob es Sinn macht, noch in
ein sechstes gemeinsames Jahr zu gehen.” Die Entscheidung ist
bekannt und beruht auf den hohen Erwartungen, die am Main gehegt
werden. Funkel: „Egal, wer Trainer ist in Frankfurt, unter den
gegebenen Voraussetzungen ist mit der Mannschaft nicht mehr zu
erreichen. Auch wenn das Fans und Umfeld in gewissen Maßen anders
sehen.” Das werde man auch in der kommenden Saison feststellen,
wenn das Team unter Trainer Michael Skibbe aufläuft. Friedhelm
Funkel wünscht seinem Nachfolger viel Glück: „Michael Skibbe ist
ein guter Trainer, und er passt auch zur Mannschaft.” Der
55-Jährige muss es wissen, denn er kennt das Team und den Charakter
der einzelnen Spieler wie kaum ein anderer.
Zu Beginn der Saison 2004/05 übernahm Funkel, der zuvor Bayer
Uerdingen, den MSV Duisburg, Hansa Rostock und den 1. FC Köln
trainiert hatte, die Frankfurter Eintracht in der zweiten Liga und
schaffte mit einem jungen Team den Aufstieg in die erste
Bundesliga, wo sich die Kicker aus Mainhattan bis heute behaupten.
„Das, was wir dort gemeinsam erreicht haben, wird von
Fußball-Sachverständigen in ganz Deutschland anerkannt. Nur in
Frankfurt selber leider nicht so recht. Aus der einstigen
launischen Diva haben wir eine berechenbare Mannschaft geformt, die
auch in den kommenden Jahren in der Bundesliga bestehen wird.”
Allerdings ohne Funkel ...
Doch der Trainer soll in gewisser Weise immer noch mit der
Eintracht verbunden sein, wie deutsche Medien in dieser Woche
berichteten. Angeblich läuft sein bis 2010 datierter Vertrag
einfach weiter – und damit auch die Bezüge. „Dazu sage ich nichts.
Da geht es um Vertragsdetails, zu denen ich mich schon als Spieler
und später auch als Trainer nicht geäußert habe. So werde ich es
auch weiterhin halten”, wehrt der Trainer ab.
Und auf welcher Bank sitzt er künftig? So viele Trainerposten
wie nach keiner anderen Bundesliga-Saison wurden in den vergangenen
Wochen neu besetzt. Doch der einstige Profi von Bayer Uerdingen und
dem 1. FC Kaiserslautern wurde nirgendwo präsentiert. Dass dies
etwas mit der Mallorca-Leidenschaft des in Neuss geborenen und
aufgewachsenen Sportsmannes zu tun hat, mag leicht übertrieben
klingen. „Es gab schon das eine oder andere Gespräch. Bei zwei
Vereinen habe ich abgesagt. Ich wollte nicht auf den erstbesten Zug
aufspringen, das brauche ich nicht. Ich nehme mir eine Auszeit”,
meint Funkel. Und das klingt absolut selbstbestimmt. „Ich möchte
mir auch mal einen Urlaub gönnen, ohne wieder an eine Vorbereitung
zu denken. Sonst hat man immer nur den ersten Trainingstag im Kopf,
führt ständig Telefonate wegen neuer Spieler und anderer Dinge.
Jetzt pendele ich erstmal zwischen Deutschland und Cala d'Or und
kann mir durchaus vorstellen, im August und im September auch mal
zwei Monate am Stück auf Mallorca zu verbringen.”
Im Herbst, spätestens Ende des Jahres, trennen sich die ersten
Bundesligisten erfahrungsgemäß von ihren Übungsleitern. Dann will
Friedhelm Funkel wieder mitmischen. Nach den eher
durchschnittlichen Klubs in seiner bisherigen Trainerlaufbahn hätte
er nichts gegen einen Verein, der ganz oben mitspielt. „Natürlich
reizt das. Aber als Trainer hast du nicht die Möglichkeit, dich
anzubieten. Die fünf Jahre in Frankfurt haben mir jedoch sehr
gutgetan, man hat registriert, was wir dort erreichen konnten.” Und
das Ausland? Weder als Spieler noch als Trainer hat Funkel
Deutschland je verlassen. „Bis vor einigen Jahren habe ich das
absolut abgelehnt. Ich dachte, meine Erfahrung reicht noch nicht,
um im Ausland tätig zu werden. Doch jetzt, wo ich mittlerweile 18
Trainerjahre hinter mir habe, sehe ich das anders. Wenn ein
interessantes Angebot aus dem Ausland käme, würde ich nicht nur
darüber nachdenken, sondern, wenn alles passt, auch zusagen.”
Angebote aus dem Ausland gab es angeblich schon, aber noch keines,
bei dem alles passte ...
In den vergangenen Wochen entschieden sich mehrere
Bundesliga-Trainer, ihre Klubs vorzeitig zu verlassen. Die Medien
sprechen von der „neuen Macht der Trainer”. Was ist Funkels
Meinung? „Da muss man differenzieren. Meines Wissens haben
Christoph Daum und Felix Magath Ausstiegsklauseln wahrgenommen,
also vertraglich zugesicherte Dinge. Das kann ihnen niemand
verübeln. Ansonsten sind wir Trainer nach wie vor Vorbilder und
sollten uns an Verträge halten. Ich würde nicht von einer neuen
Macht der Trainer sprechen, aber die Trainer sind selbstbewusster
geworden. Das ist auch ein Stück weit legitim. Wenn der sportliche
Erfolg ausbleibt, zieht ansonsten der Verein die Konsequenzen. Und
dann fragt auch keiner, ob das moralisch in Ordnung ist.”
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