An Schlagworten mangelt's nicht, wenn versucht wird, eine
Antwort zu finden, wobei „Tradition” – ja, im 16. Jahrhundert
mussten Stiere noch mit der Lanze erlegt werden – wohl kaum noch
einer hören kann. Aber Fiesta ist so ein Wort, die Spanier lieben
sie, auch in Muro. Todeskampf bei launigem Paso-Doble, dazu bunte
Fähnchen: Fiesta eben.
Schaulust. Ein Phänomen, so alt wie die Welt. Was früher die
Gladiatorenkämpfe, sind heute auch „Reality-TV”, Motorsport, Boxen.
Wenn die Protagonisten dabei (tödlich?) verletzt werden können,
steigt der Adrenalin-Pegel schneller. Zur Not tut's auch ein Unfall
im Straßenverkehr, seien wir ehrlich, die Zahl derer, die
„stieren”, ist meist groß.
So „heidnische” Bräuche, ausgerechnet im so katholischen
Spanien: Auch darüber ließe sich spekulieren. Viele gestylte junge
Leute waren unter den Arena-Besuchern in Muro – überraschend?
Vielleicht suchen sie ja in der Gleichschaltung unserer
globalisierten Welt einen Gegenpol: Back to the roots.
Was immer auch die Antworten, wichtiger vielleicht die Frage:
Was nun? Verständlich, aber wenig hilfreich ist eine erboste
Verurteilung, die sich ansonsten aufs Nichtstun beschränkt. Als
sich in Muro Tierschützer und Arena-Besucher – dazwischen die
Polizei – gegenseitig ausbuhen, tritt die Sache, die Tortur der
Tiere, völlig in den Hintergrund. Wie auch sonst im Leben:
Ablehnung führt zu Ablehnung.
Ein Zündstoff unter Einheimischen, den Nicht-Spanier mit fixen
(Vor-)Urteilen schnell weiter entfachen können. Hören werden
Corrida-Befürworter vermutlich eher auf Aufklärer (aus den eigenen
Reihen) als auf Ankläger. Respekt schafft Respekt – vor allem auch
für die Tiere.
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