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Mallorca – Vielleicht lässt sich die Frage ja nie beantworten, warum es immer noch Menschen gibt, die das unsägliche Leid der Tiere beim Stierkampf nicht nachfühlen – können? Wollen? Zwar sollen rund 70 Prozent der Spanier inzwischen dagegen sein, am Wochenende, beim Auftakt der „Corrida”-Saison in Muro, war davon wenig zu merken: Junge wie Alte, Männer wie Frauen, allesamt mit Kühlboxen, Drinks und Sonnenschirmen bewaffnet, trafen sich freudestrahlend, um dem so entsetzlichen wie sinnlosen Abschlachten von sechs Tieren beizuwohnen.

An Schlagworten mangelt's nicht, wenn versucht wird, eine Antwort zu finden, wobei „Tradition” – ja, im 16. Jahrhundert mussten Stiere noch mit der Lanze erlegt werden – wohl kaum noch einer hören kann. Aber Fiesta ist so ein Wort, die Spanier lieben sie, auch in Muro. Todeskampf bei launigem Paso-Doble, dazu bunte Fähnchen: Fiesta eben.

Schaulust. Ein Phänomen, so alt wie die Welt. Was früher die Gladiatorenkämpfe, sind heute auch „Reality-TV”, Motorsport, Boxen. Wenn die Protagonisten dabei (tödlich?) verletzt werden können, steigt der Adrenalin-Pegel schneller. Zur Not tut's auch ein Unfall im Straßenverkehr, seien wir ehrlich, die Zahl derer, die „stieren”, ist meist groß.

So „heidnische” Bräuche, ausgerechnet im so katholischen Spanien: Auch darüber ließe sich spekulieren. Viele gestylte junge Leute waren unter den Arena-Besuchern in Muro – überraschend? Vielleicht suchen sie ja in der Gleichschaltung unserer globalisierten Welt einen Gegenpol: Back to the roots.

Was immer auch die Antworten, wichtiger vielleicht die Frage: Was nun? Verständlich, aber wenig hilfreich ist eine erboste Verurteilung, die sich ansonsten aufs Nichtstun beschränkt. Als sich in Muro Tierschützer und Arena-Besucher – dazwischen die Polizei – gegenseitig ausbuhen, tritt die Sache, die Tortur der Tiere, völlig in den Hintergrund. Wie auch sonst im Leben: Ablehnung führt zu Ablehnung.

Ein Zündstoff unter Einheimischen, den Nicht-Spanier mit fixen (Vor-)Urteilen schnell weiter entfachen können. Hören werden Corrida-Befürworter vermutlich eher auf Aufklärer (aus den eigenen Reihen) als auf Ankläger. Respekt schafft Respekt – vor allem auch für die Tiere.