Ab dem frühen Nachmittag könnte es an diesem Samstag schon
feststehen, wen die Bundesversammlung für die nächsten fünf Jahre
zum Bundespräsidenten gewählt hat. Die Chancen für Horst Köhler
stehen gut: Nach einer aktuellen Umfrage des Allensbach-Instituts
würden sich rund 60 Prozent erneut für ihn als Staatsoberhaupt
entscheiden.
Vielleicht wäre dann ja auch doch noch mit einem Mallorca-Besuch
des neuen, alten Bundespräsidenten zu rechnen. Denn anders als
seine Amtvorgänger Walter Scheel (vierter Bundespräsident von 1974
bis 1979) und Johannes Rau (achter Bundespräsident von 1999 bis
2004) schaffte es Horst Köhler bis dato nicht auf die Insel –
zumindest nicht offiziell.
Walter Scheel kam im April 1979 mit Tochter Cornelia auf
persönliche Einladung von König Juan Carlos zu einem Kurzbesuch auf
die Insel – Vater und Tochter waren dabei, ganz privat, sogar im
Marivent-Palast untergebracht. Es war sein erster Besuch auf
Mallorca, und Walter Scheel verkündete auf einer kurzen
Pressekonferenz, dass er nun verstünde, „warum Mallorca der
Deutschen liebste Urlaubsinsel” sei.
Mit Johannes Rau kam im November 2002 ein weiterer deutscher
Bundespräsident zu einer Stippvisite nach Mallorca. Auch wenn es
ein politischer Besuch war – Rau lobte die Anstrengungen Mallorcas,
im Tourismus Ökonomie und Ökologie miteinander zu verbinden –,
präsentierte sich der gebürtige Wuppertaler als gut gelaunter Gast,
der auch den direkten Kontakt zu deutschen Residenten und Urlaubern
suchte. Zugleich appellierte Rau an Inselbewohner wie Zugewanderte,
mit Verständnis aufeinander zuzugehen: „Beide Seiten sollten
versuchen, die Gefühlslage des anderen zu verstehen.” (spe)
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