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Die Steineiche (botanisch: Quercus, spanisch: encina, mallorquinisch: alcina) ist der heilige Baum der Urbevölkerung Mallorcas. Als die ersten ständigen Bewohner auf die Insel kamen – das war um 7000 v. Chr. – waren die Hügel und Berge schon von dichten Steineichenwäldern überzogen.

Und es gibt immer noch etliche in fast allen Regionen. Sie ist nämlich ein genügsamer Baum, der wenig anspruchsvollen Boden braucht, völlig frosthart ist, kalten Winden ebenso wie höchsten Sommertemperaturen widersteht und auch dann noch wächst und gedeiht, wenn nur 600 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter fällt.

Heute ist ihre Verbreitung auf Mallorca stark zurückgegangen; nur noch etwa 600 Hektar sind von Steineichenwäldern überzogen. Das liegt an der ungeheuren Nützlichkeit dieses Baumes und des damit verbundenen Raubbaus. Das Holz wurde einst zur Holzkohleherstellung verwendet. Die ,,carboners“, die Köhler, errichteten überall dort ihre kreisrunden Kohleöfen, die ,,sitges“ genannt wurden, in den Bergen, wo Steineichen wuchsen.

Außerdem ist das Holz der Encina bestens als Kaminholz geeignet. Die Zucht von Schafen und Ziegen ist der Steineiche nicht förderlich, denn die Tiere fressen mit größtem Vergnügen die jungen Triebe, die dann nur noch spärlich nachwachsen.

Die Eicheln der Bäume galten über Jahrhunderte als das Schweinefutter schlechthin. Die damit gefütterten Schwarzen Schweine liefern bis heute den besten Schinken der Insel. Das Holz der Encina galt als kostbar für viele Bereiche. Karren, Räder und viele landwirtschaftliche Geräte wurden aus diesem Holz hergestellt. Eichenholz galt bei der Konstruktion der traditionellen Fischerboote, der ,,Llaüts“, als unverzichtbar.

Die meisten mallorquinischen Häuser wurden mit Eichenbalken gebaut, die heute gewinnträchtig auch secondhand verkauft werden. Ebenso bestanden die Balken der traditionellen Olivenpressen, der „tafonas“, aus dem Holz der Encina. Ein großer Teil der mallorquinischen Möbel wurde auch aus Eichenholz gefertigt, insbesondere die sehr langen, großen Esstische.

Denn Steineichen können eine Größe von fünfzehn bis zwanzig Meter Höhe erreichen; die Kronen können in ihrer größten Ausdehnung bis zu dreizehn Meter Durchmesser haben. Wie etwa die berühmt gewordenen Exemplare im Wald von Son Net bei Puigpunyent oder in Alcanella im Norden der Insel.

Rein botanisch betrachtet gehört Quercus zu einer Gattung mit rund 600 Arten, die laubabwerfend, immergrün oder halbimmergrün sein können. Die Bäume habe eine rissige Borke, wechselständige, ganzrandige oder gesägte Blätter. Im späten Frühjahr oder im Frühsommer erscheinen auf dem gleichen Baum getrennte männliche und weibliche Blüten. Die männlichen in hängenden Kätzchen, die weiblichen einzeln, paarig oder in Trauben. Die Früchte, die Eicheln, werden maximal drei Zentimeter lang. Steineichen per Samen zu vermehren ist eine langwierige Angelegenheit. Wer einen Baum pflanzen möchte, sollte ihn nicht zu klein kaufen und den Standort sehr sorgfältig auswählen. Steineichen sind anfällig für Mehltau, Blattläuse oder Gallwespen, die oft missgebildete Früchte hervorrufen können.