Riesige Lastwagen wälzen sich die steile
Straße zum Hafen hinunter und wieder hinauf, im Hintergrund laden
gewaltige Schaufelbagger donnernd ihre tonnenschwere Gesteinsladung
auf dem Baugelände ab. Geschäftiges Treiben herrscht zurzeit
überall im Hafen von Port Adriano, Bauarbeiter, Baggerschiffe,
Ingenieure und Lkws beherrschen das Bild. „Wir müssen nach der
langen Schlechtwetterperiode einiges aufholen“, erklärt Isabel
Teruel, Leiterin der Hafenbetreibergesellschaft Ocibar.
Es ist ein Projekt der Superlative, und es soll, trotz
Zeitmangel, fristgerecht eingeweiht werden. „Wir beschäftigen noch
mehr Leute, verlängern die Schichten, damit wir die Termine
einhalten können.” Seit September 2007 laufen die Bauarbeiten, im
Mai 2010 soll der neue Hafen komplett betriebsbereit sein. Wer
heute von oben auf das Baugelände blickt, kann sich schon einen
guten Eindruck von dem zukünftigen Mega-Hafen machen: Zwei neue
Molen mit 82 neuen Liegeplätzen für Yachten zwischen 20 und 60
Metern werden hier gebaut, zusätzlich eine neue Zeile für Geschäfte
und Restaurants. Die große Mole, die gut zur Hälfte fertig ist,
wird am Ende 500 Meter lang sein. Eine 10'50 hohe Mauer schützt vor
Wind und Wetter von der Meerseite, und unterhalb der Mauer, direkt
gegenüber der größten Liegeplätze entstehen Lagerräume für die
Bootseigner. 75 Prozent der neuen Liegeplätze können am Ende
verkauft werden, der Rest wird vermietet. „Wir haben schon mit der
Vermarktung begonnen, die Nachfrage ist groß.“ Der größte Hafen
wird Port Adriano anschließend nicht sein, Puerto Portals zählt 600
Plätze, Santa Ponça bietet 516. „Doch für Yachten dieser
Dimensionen gibt es im Mittelmeer nicht viele Häfen“, sagt Isabel
Teruel.
Der Eingriff in die Natur entspricht den Dimensionen des
Projektes. Riesige Erdmassen werden am Hang des Geländes
abgetragen, an einigen Stellen scheinen Häuser, die hoch über dem
Hafen thronen, direkt über dem Abhang zu schweben. Natürlich habe
es massive Proteste gegeben, von Umweltschützern und Anwohnern, wie
bei allen Bauprojekten, aber zahlreiche Gutachten hätten ergeben,
dass keine Gefahr für die Umwelt bestünde. Am Ende würden alle von
dem Projekt profitieren. „Wir brauchen an dieser Stelle den Platz,
um die Straße auf zwei Spuren zu erweitern, außerdem entstehen hier
die neuen Parkplätze“, verteidigt Isabel Teruel die
Bauarbeiten.
Unzählige Betonquader, die aus Steinbrüchen in Llucmajor und Son
Bugadelles stammen, stützen den Hang ab, allerdings nur
provisorisch. „Die Quader, die je neun Tonnen wiegen, werden später
hinter der großen Mole im Meer versenkt, um diese zusätzlich zu
schützen.“ Der Hang werde mit erdfarbenem Zement befestigt und
später bepflanzt.
Auf dem Meer schiebt sich derweil ein Schiff an den halbfertigen
Kai und zieht etwas an die Mole, das aussieht wie ein gigantischer
Würfel. Insgesamt 31 diese „Cajones“, wie die Riesenquader genannt
werden, bilden die bauliche Grundlage für die große Mole. „Die
hohlen Teile kommen aus Castellón, werden einzeln bis nach Mallorca
übers Meer geschleppt und brauchen rund drei Tage, bis sie hier
ankommen“, erklärt Isabel die Bauarbeiten. „Zuerst wird Sand vom
Meeresboden ausgehoben, dann wird mit riesigen Mengen
Gesteinsbrocken der Untergrund stabilisiert, und zum Schluss werden
die Cajones' mit Sand und Wasser gefüllt und versenkt.“ 25 mal 19
mal 13 Meter messen die Quader, die nach der Versenkung ein Stück
aus dem Meer ragen und die Grundlage für die Mole bilden. „Gut die
Hälfte der Quader sind bereits hier, 13 sind schon versenkt
worden.“ Bis Mai 2009 sollen die Bauarbeiten an den Molen fertig
sein, ein Jahr später könnte dann auch die von Stardesigner
Philippe Starck entworfene Geschäfts- und Restaurantzeile
eingeweiht werden. Ein Prestige-Objekt, wie Isabel Teruel betont.
Zusätzlich werde es neue Tauch- und Segelschulen geben, die laut
Ocibar für Kinder der Gemeinde Calvià kostenlos sein sollen.
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