Mallorcas Tourismusverantwortliche rühren auf
der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin traditionell die
Werbetrommel für die Insel. In diesem Jahr war dies nicht anders,
dennoch haben sich die Akzente ein wenig verschoben: Vor allem der
balearische Tourismusminister Miquel Nadal trommelte, und zwar
nicht für die Inseln, sondern für Werbung, Werbung und noch mehr
Werbung für die Inseln.
Den stärksten Rückhalt fand er dabei nicht unbedingt bei seinen
Koalitionspartnern, den Sozialisten und Linken, sondern bei
Oppositionsführerin Rosa Estaràs. Die Konservative fordert, dass
der Werbeetat der Inseln deutlich mehr als verdoppelt werden
müsste. Sie ruft nach 30 zusätzlichen Millionen Euro für die
„Promoción”, wie die Werbung für die Balearen auf Spanisch genannt
wird.
Die Hintergründe für den Wunsch nach mehr Inselreklame im
Ausland liegen auf der Hand und wurden auch auf der ITB manifest:
In Anbetracht der derzeitigen Wirtschaftskrise ist ein
erfolgreicher Verlauf der touristischen Saison 2009 so sicher
nicht. Die Reisekonzerne haben die Frühbucherfristen verlängert.
Die Hoteliers munkeln von Rabattaktionen bis 20 Prozent, einem
extremen Spätbucherjahr und sogar unausweichlichen Preiskämpfen
untereinander. Denn von den drei wichtigsten Quellmärkten der
Inseln scheinen der britische und der Festland-spanische regelrecht
wegzubrechen. So konzentrieren sich alle Hoffnungen auf die
Deutschen. Die Bundesbürger sollen es diesen Sommer (einmal mehr)
richten.
Nun sind die Deutschen gar nicht so abgeneigt, ihren Urlaub auf
Mallorca zu verbringen. Das versicherten zumindest die vier großen
deutschen Reiseveranstalter TUI, Thomas Cook, Rewe und Alltours auf
der ITB unisono. „Deutschland sitzt auf gepackten Koffern”,
verkündete etwa TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher. Allerdings,
und das mussten die Reisekonzerne einräumen, buchen die
Bundesbürger ihre Reisen derzeit im Vergleich zu den Vorjahren
reichlich zögerlich. Denn auch in Alemania verunsichert die
Wirtschaftskrise die Menschen. Zumindest im Vorfeld der ITB haben
dies die deutschen Reiseveranstalter zu spüren bekommen. Bei TUI
lagen die Buchungen für den Sommer im Februar bei minus zehn
Prozent, das gelte auch für die Balearen. Alltours sprach von minus
zwölf Prozent, bei Thomas Cook waren es Anfang Februar sogar minus
20 Prozent.
Rezessionsangst, Börsentiefs und die Sorge um den Arbeitsplatz
haben die deutschen Verbraucher mit den Buchungen zuwarten lassen,
auch wenn die Lust auf einen sorgenfreien Urlaub in der Sonne
durchaus vorhanden ist, wie jüngste Branchen-Umfragen
bestätigen.
Hier wollen die balearischen Tourismusverantwortlichen ansetzen:
Mit zusätzlichen Werbespots im Fernsehen, Zeitungsanzeigen und auf
Plakatwänden wollen sie der Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer
nachhelfen. Die bisherigen Bemühungen in diese Richtung zeigen
bereits Früchte, resümierte Tourismusminister Nadal auf der ITB.
Die „Promoción” mit seinem Namensvetter, dem Tennisstar Rafael
Nadal, finde positive Resonanz. In diese Richtung müsse aber noch
viel mehr unternommen werden. Ginge es nach ihm, müsste das Budget
für die balearische Tourismuswerbung auf mindestens 50 Millionen
Euro verdoppelt werden. (Bis 2011 sind aktuell knapp 25 Millionen
Euro pro Jahr eingeplant).
Neidvoll schielen die balearischen Hoteliers dabei stets nach
Andalusien. Die dortige Regionalregierung gibt ein Vielfaches für
Tourismuswerbung aus, bei ungleich weniger Gästen und
Einnahmen.
Balearen-Präsident Francesc Antich konnte auf der ITB indes
keine konkreten Versprechen nach deutlich mehr Geld für „Promoción”
abgeben. Er verwies allerdings auf einen neuen Vertrag mit der
Spanien-Werbung Tures-paña. Das bringt für die Inseln zusätzliche
3'6 Millionen Euro.
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