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Zurzeit ist in Palma wieder einmal viel Kunstfotografie zu sehen: Das Kulturzentrum La Caixa präsentiert Bilder des katalanischen Kriegsreporters Bru Rovira; im Museum Es Baluard sind Klassiker des Amerikaners Robert Mapplethorpe ausgestellt; die Galerie Carlos Roldós präsentiert Joan Ramón Bonet und Pepe Cañabate; selbst auf dem Borne sind Fotos zu sehen.

Der Boom der Fotografie in der Kunstszene begann vor etwa 15 Jahren. Und er ist sogar rückwirkend. Denn die Zeiten, als man ein paar historische Schwarz-Weiß-Fotos für wenig Geld auf Flohmärkten bekam, sind längst vorbei. Selbst Laien wissen inzwischen, dass Vintage-Abzüge, also die „authentischen“ Abzüge aus der Zeit der Entstehung des Bildes, nach Möglichkeit auch noch vom Fotografen selbst gemacht, nun wirklich etwas wert sind.

Bilder von Ikonen wie Edward Steichen, Henri Cartier-Bresson, Man Ray, Robert Doisneau, Inge Morath erzielen ebenso Höchstpreise wie die Fotografien neuerer Fotokünstler wie Thomas Ruff oder Martin Parr. Und immer wieder geschieht es, dass Fotos, die man als „Schnappschuss“ bezeichnen könnte, zum Kunstobjekt werden.

Begehrt sind also nicht nur Kunstfotos, die im Studio entstehen, sondern auch Dokumentar- und Kriegsfotografie wie von Robert Capa, August Sander, Erich Salomon, James Nachtwey, Nick Ut; Architekturfotografien von Andreas Feininger oder Boris Becker; Porträtfotos von Giséle Freund, Irving Penn oder Herlinde Koelbl; Aktaufnahmen von Annie Leibovitz oder David Hamilton. Einen wichtigen Stellenwert nimmt schon seit Langem die erotische Fotografie ein, wie auch die Aufnahmen im Es Baluard beweisen.

Seit die Digitalfotografie ihre Vormachtstellung hat, sind Preise in astronomische Höhen geschnellt. Wie etwa für Arbeiten von Gegenwartskünstlern wie Andreas Gursky, Thomas Ruff, Thomas Struth oder Candida Höfer. Deutsche Fotokünstler spielen international eine entscheidende Rolle. Das Foto ,,99 Cent II“ von Andreas Gursky erbrachte im Februar 2007 bei einer Auktion den sagenhaften Preis von 3'5 Millionen Dollar. Und die Menschen strömen in seine Ausstellungen.

Fotografien lösen auch bei Laien weniger Schwellenangst aus, als beispielsweise die bildende Kunst. Vielleicht sind deshalb Foto-Ausstellungen seit einigen Jahren so beliebt. Außerdem glaubt jeder, der selber einmal fotografiert hat, schon mitreden zu können.