Das war das Letzte, was wir gebrauchen konnten. Unmittelbar vor
der schwierigsten Fremdenverkehrssaison seit vielen Jahren
schlittert die Balearen-Regierung in die Krise. Der wichtigste
Minister, der Tourismusminister, reiht sich ein in die immer größer
werdende Gruppe der Politiker, die demnächst einen Termin beim
Untersuchungsrichter haben.
Miquel Nadal wird, ganz gleich, was in den ersten Reaktionen
gesagt wurde, nicht lange zu halten sein. Nach nur einem halben
Jahr droht ein erneuter Wechsel an der Spitze des
Tourismusministeriums – ein Desaster.
Nicht zuletzt die Internationale Tourismusbörse in Berlin hat
deutlich gemacht, dass gerade jetzt eine agile Wirtschaftspolitik –
auf Mallorca heißt das Tourismuspolitik – vonnöten ist. Die
touristische Saison, obwohl kurz vor dem Anpfiff, ist noch immer
eine Unbekannte; auf die alten Buchungsgewohnheiten der
Mallorca-Gäste ist in unsicheren Zeiten kein Verlass mehr. Wer
nicht weiß, ob er im Juni kurzarbeitet oder Hartz IV empfängt,
bucht im Februar keine Reise. Das ist für Mallorcas Touristiker
eine neue Erfahrung.
Mit Macht und viel Geld buhlen die Urlaubsdestinationen dieser
Welt um die Kurzentschlossenen. Da darf Mallorca nicht abseits
stehen. Jetzt muss ein positives Bild der Insel vermittelt werden,
eine 1-a-Promotion anlaufen. Noch in Berlin machte ein
kämpferischer Nadal seinem Regierungschef ordentlich Dampf in
dieser Angelegenheit – und jetzt ist er angezählt. In den
vielleicht entscheidenden Wochen des Jahres beschäftigt sich die
Balearen-Regierung mit sich selbst. Die Krise in der Krise muss
schnell beendet, Handlungsfähigkeit wieder hergestellt werden.
Wenigstens eines „funktionierte” in den vergangenen beiden
Wochen hervorragend: das Wetter. Pralle Sonne bei gleichzeitigem
Schmuddelwetter in Mittel- und Nordeuropa ist immer noch die beste
Werbung für das Urlaubsziel Mallorca. Aber auf die Kräfte des
Himmels allein können sich die Balearen nicht verlassen.
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