Kurvenreich schlängelt sich die Straße immmer
höher auf den Berg Randa, vorbei an leuchtend gelben
Sauer-ampfer-Wiesen und verblühten Mandelbäumen. Auf der Straße von
Llucmajor Richtung Algaida strampeln an diesen sonnigen Sonntag im
Februar zahlreiche Radfahrer mühsam die Steigung bergan, andere
haben den Stress schon hinter sich und schießen hinab ins Tal.
Wer es sich bequemer machen will, fährt gemütlich mit dem Auto
bis auf den Gipfel des Randa, der zu den auffälligsten
Naturdenkmälern Mallorcas gehört. Für einen Ausflug hierher
sprechen gleich mehrere Gründe: Man durchquert das idyllische Dorf
Randa, dessen gepflegte Häuser im Schatten des Tafelbergs liegen.
Beliebte Ausflugslokale und das Restaurant des Hotels "Es Reco de
Randa" bieten Einkehrmöglichkeiten für jeden Geschmack. Und man
sollte sich in Krisenzeiten nicht täuschen lassen. Der "Celler Bar
Randa" ist an diesem Sonntag rappelvoll, ohne Reservierung hat man
hier keine Chance. Wer schlau war, kann dafür aber auch
mallorquinische Küche zu äußerst günstigen Preisen genießen: Einen
ordentlichen Teller "Arroz Brut" gibt es hier für 5'70 Euro.
Berühmt und beliebt bei Ausflüglern ist der Berg aber vor allem
durch seine drei Klöster. Als Erstes passiert man das
Eremitenheiligtum "Nostra Señora de Gracia", eine kleine,
unscheinbare weiße Kirche mit ebenso unscheinbarer Behausung für
die Mönche. Im Schutz der hohen Felswand schmiegt sich das Kloster
an den Berg. Seit einigen Jahren gibt es hier einen kleinen
botanischen Garten mit inseltypischen Pflanzen, und von der
Terrasse hat man einen schönen Blick über den Süden der Insel, bei
klarer Sicht bis nach Cabrera.
Auf halber Höhe des "Heiligen Berges", wie die Mallorquiner den
Puig de Randa nennen, liegt eine weitere Klosterkirche, deren
Pforten allerdings für Besucher fest verschlossen sind. Durch eine
Glastür kann man einen Blick in die kleine, schlichte Kirche
werfen, die ein berühmtes Kruzifix aus Holz birgt, das vom letzten
König Mallorcas, Jaume III., auf die Insel gebracht worden sein
soll. Heute leben hier Einsiedler der mallorquinischen Kongregation
des Heiligen Herzens (Misioneros de los Sagrados Corazones) in
völliger Abgeschiedenheit.
Auf dem Gipfel des Berges angekommen, steht das eigentliche Ziel
der meisten Besucher: Die Franziskaner des dritten Ordens des
Klosters "Nostra Senyora de Cura" empfangen - im Gegensatz zu den
Missionaren weiter unten - gerne Besuch. Schon auf dem Vorplatz des
Anwesens genießt man einen herrlichen Ausblick über die Ebenen im
Nordwesten der Insel. Unter Bäumen rasten hier erschöpfte
Fahrradfahrer, eine Gruppe ist am Morgen aus Alcúdia hierher
aufgebrochen. Zweieinhalb Stunden hätten sie für die Strecke
gebraucht, eigentlich sei heute ihr Ruhetag. "Aber eine Tour auf
den Berg von Randa gehört zum Standardprogramm", sagen die
Schweizer.
Auch Wanderer trifft man hier, denn das Kloster bietet gut
ausgestattete Zimmer mit Frühstücksbüfett für 30'50 Euro pro
Person. In der Nebensaison gibt es Sonderangebote, Anfragen und
Reservierungen unter Telefon 971-120260.
Heute haben sich hier überwiegend Tagesausflügler versammelt,
die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto gekommen sind. Auf
der Terrasse des Restaurants kann man in der Sonne Kaffee oder
kleine Speisen genießen, im Restaurant gibt es eine umfangreiche
Mittagskarte. Immer wieder umwerfend ist der Panoramablick, der
Richtung Süden, Westen und Norden an klaren Tagen fast keine
Grenzen kennt. Die Insel Cabrera ist gut zu erkennen, ebenso die
gesamte Bucht von Palma und die Ebene mit Orten wie Algaida,
Montuïri oder Porreres. An Tagen wie heute nutzen auch
Gleitschirmflieger die günstige Thermik des Berges und schweben
dicht am Klostervorplatz hin und her.
Wem Ausblick, Kaffee und Restaurantbesuch nicht genügen, kommt
hier auch kulturell voll auf seine Kosten. Das Kloster Cura war im
Mittelalter Wirkungsstätte des berühmten Sprachforschers und
Philosophen Ramon Llull. Eine Statue in dem kleinen Klostergarten
erinnert noch heute an ihn. Llull zu Ehren unterhalten die
Franziskaner auch das kleine Museum, das man besuchen kann.
Ausgestellt sind hier unter anderem wertvolle alte Bücher und
Gemälde, Töpferarbeiten oder kostbare Gewänder früherer
Klosterbrüder und Priester. Ramon Llull, der 1315 starb, soll auf
dem Klosterberg zehn Jahre lang meditiert und gelehrt haben. Auch
die Klosterkirche ist einen Besuch wert, sie birgt eine steinerne
Madonnenstaue, die Wunderheilungen vollbringen soll.
Weltlicher geht es in dem kleinen Souvenirshop zu, welcher dem
Museum angeschlossen ist. Hier beweisen die Franziskaner-Mönche
einmal mehr ihr unternehmerisches Talent und verkaufen außer dem
hauseigenen süßen Kräuterlikör auch handgeschöpftes Natursalz aus
den Salinen bei Es Trenc. Naturbelassen oder mit wilden Kräutern,
machen sie jedem inseltypischen Delikatessensalz Konkurrenz.
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