Die Sammlung March in Palma - offiziell "Museu
d'Art Espanyol Contemporani Fundación Juan March" - war schon immer
ein Musterbeispiel für spanische, zeitgenössische Kunst. Der
Banker, Kunstsammler, Multimillionär und Mäzen gründete die
"Fundación Juan March" im Jahr 1955. Rund 40 Werke der Stiftung
waren von diesem Jahr an in einer Dauerausstellung in der ältesten
Filiale der Banca March in Palma im Carrer Sant Miquel zu
sehen.
Im Frühjahr 2003 begannen unter der Leitung des Architekten
Antonio Juncosa Umbau- und Erweiterungsarbeiten in dem Gebäude; die
Ausstellungsfläche wurde auf 750 Quadratmeter in 15 Sälen
erweitert. Die Zahl der Exponate - Bilder und Skulpturen - liegt
inzwischen bei mehr als 60. Insgesamt sind 52 spanische Künstler
vertreten - von Seregi Aguilar bis Fernando Zóbel. Die Auswahl und
museumsdidaktische Anordnung der Werke oblag dem Künstler Gustavo
Torner. Eine Ausstellung seiner bildnerischen Werke ist zurzeit in
der Galería Atalaya im Riskal in Palma zu sehen.
Außerdem steht ein Raum für Wechselausstellungen bereit, der
2003 mit 100 grafischen Arbeiten von Pablo Picasso eingeweiht
wurde. Seitdem waren hier Künstler wie Chillida, Lucio Muñoz, Frank
Stella, Emil Nolde, Max Beckmann, Egon Schiele und zuletzt Henry
Moore zu sehen.
Der Gründer der Juan March Stiftung war ein absolut
ungewöhnlicher Mann. "Andere mögen Mitschülern Zigaretten verkauft
haben. Juan verkaufte einzelne Züge, zwei für einen Céntimo. Bei
fünf Céntimos für die Anschaffung machte das Handelskind 200
Prozent Gewinn. Es zog sich Raucher heran und damit Nachfrage. Es
spielt keine Rolle, ob die Geschichte erfunden ist. Die Rotznase
sollte die Gewalt ihres Handelstriebes dereinst als Erwachsener das
Fürchten lehren." So schrieb Ernst A. Rauter über "den
unaufhaltsamen Aufstieg des Mallorquiners Juan March vom
Schweinehirten zu einem der reichsten Männer der Erde".
Und in der Tat, Joan March (1880 bis 1962) machte Karriere
ohnegleichen. Die Spuren dieses Erfolges sind überall auf Mallorca
zu sehen: Die Filialen der "Banca March" fallen ins Auge. Und er
machte Geschichte: "Es gibt viele Gründe anzunehmen, dass die
Faschisten ohne die mit ,Juan March' unterschriebenen Schecks keine
Chance gehabt hätten, den Bürgerkrieg zu gewinnen'', schrieb Rauter
weiter im oben genannten Artikel.
Neben seinen wirtschaftlichen und politischen Interessen
betätigte sich der Multimillionär auch als Mäzen. Die Stiftung
March vergibt alljährlich im In- und Ausland Stipendien. Tausende
von Studenten haben schon auf March-Kosten eine Ausbildung
erhalten.
Und er sammelte Kunst. Zurzeit besitzt die Sammlung March 1500
Werke, von denen 470 moderne Malereien und Plastiken sind. Mit
diesen Arbeiten wird auch das Museum für Abstrakte Kunst in Cuenca
bestückt.
Das heutige Ausstellungsgebäude in Palma war die erste
March-Filiale der Stadt. Der Bau stammt ursprünglich aus dem 13.
Jahrhundert und gehörte der Familie Can-yar, die, obwohl sie
eigentlich Ländereien bei Esporles hatte, das Haus als
Stadtquartier nutzte. Das Haus, besser gesagt, der kleine Palacio,
erfuhr aber im Laufe der Jahrhunderte viele bauliche Veränderungen.
Das heutige Erscheinungsbild wurde wesentlich von einem Umbau um
1750 geprägt, eine weitere Restaurierung erfolgte im Jahr 1917.
1926 kaufte Joan March das Gebäude und eröffnete hier die
Zentrale seiner Bank. Damals wurde im Hof eine majestätische Treppe
errichtet sowie eine verglaste Kuppel, die heute noch die Blicke
auf sich zieht.
Im Erdgeschoss blieb eine Bankfiliale, und das Unternehmen
eröffnete hier einen Club für Pensionäre. Seit dem Sommer 1990 ist
die Sammlung für die Öffentlichkeit zugängig. Das Museum ist mehr
als beeindruckend. Hell und licht, großzügig und übersichtlich. Für
jedes Bild steht eine Wand zur Verfügung, so dass der Blick von
nichts abgelenkt wird.
Die Auswahl der ausgestellten Bilder und Skulpturen ist
konzentriert und erstklassig. Sie gibt einen guten Überblick über
den Beitrag Spaniens zur Kunst im 20. Jahrhundert.
Dazu gibt es einen kleinen Laden, der mit Kunstbüchern, Postern
und Reproduktionen gut bestückt ist.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.