Ihrer Frühstückspause verdanken viele der rund 90 Bauarbeiter,
dass sie noch am Leben sind. Um 8.45 Uhr stürzte am Dienstagmorgen
der Anbau des Hotels Son Moll in Cala Rajada in sich zusammen und
begrub vier ihrer Kollegen unter sich. Die Männer hatten keine
Chance. Sie wurden von den Schuttmassen erschlagen, als die drei
Stockwerke hohe Baustelle einbrach und auf die Arbeiter stürzte.
Dabei wurden weitere Kollegen verletzt. Vier von ihnen wurden per
Ambulanz ins Krankenhaus Muro gebracht. Bis auf einen wurden die
Männer gegen Abend wieder entlassen.
Andere Kollegen wiederum retten sich mit Sprüngen aus dem
zweiten Stockwerk des Gebäudes das Leben, als der Boden unter ihnen
wegbrach. "Ich hörte ein lautes Getöse, drehte mich um und sah, wie
der ganze Boden wegsackte", gab ein Bauarbeiter zu Protokoll. Er
sei losgerannt, während hinter ihm Gebäudeteile herabstürzten. "Es
war schrecklich. Ich konnte nur rennen, um mein Leben zu
retten."
Für vier Kollegen wurde der Arbeitsplatz zur tödlichen Falle.
Bei den Verunglückten handelt es sich um zwei Spanier im Alter von
28 und 37 Jahren sowie zwei Marokkaner im Alter von 23 und 50
Jahren. Zwei Männer stammten aus Capdepera, zwei aus Manacor.
Die Bergungsmaßnahmen zogen sich bis zum späten Nachmittag hin.
Zahlreiche Rettungskräfte, Feuerwehrleute, Polizisten und
Bauspezialisten mit schwerem Gerät waren vor Ort. Verwandte und
Bekannte eilten zur Unglücksstelle. An der Bauruine spielten sich
dramatische Szenen ab, als nach und nach die vier Verunglückten tot
geborgen wurden. Ihre Körper, so ein Sanitäter, waren unter dem
tonnenschweren Gewicht der Schuttmassen regelrecht zerdrückt
worden. Die unter Schock stehenden Angehörigen wurden in Begleitung
eines Psychologenteams zur Betreuung in einem Hotel in S'Illot
untergebracht.
Viele Balearen-Politiker wie Ministerpräsident Francesc Antich,
die Bau- und Tourisminister Jaume Carbonero und Miquel Nadal, die
Inselratspräsidentin Francina Armengol und der Delegierte der
Zentralregierung, Ramon Socías, informierten sich vor Ort über das
Unglück. Eine Hundertschaft spanischer Journalisten war nach Cala
Rajada geeilt. Der Tod der vier Männer in einem Hotel, das ohne
Genehmigung umgebaut wurde, war die erste Meldung in den
Hauptnachrichten des spanischen Fernsehens.
Als Unglücksursache zogen die Ermittler die massiven
Niederschläge der vergangenen Tage sowie die heftigen Windböen im
Nordosten der Insel in Betracht. Der Regen, so erste Vermutung,
habe die Standhaftigkeit des 1956 eröffneten Hotels
aufgeweicht.
Rasch wurde bekannt, dass die Bauarbeiten in dem Hotel ohne
Genehmigung stattfanden. Capdeperas Bürgermeister Bartomeu Alzina
erklärte, sein Amt habe den Antrag zum Renovierungsumbau abgeleht,
da er unvollständig gewesen sei. Die Eigentümer starteten dennoch
mit den Arbeiten. Das Rathaus habe drei Mitteilungen versandt, um
die laufenden Arbeiten zu stoppen.
Bereits in den Hauptnachrichten wurde die Frage nach den
Verantwortlichkeiten laut. Vor allem Sprecher der Gewerkschaften
forderten politische Konsequenzen, da der Baustopp nicht
durchgesetzt worden war. Politiker und Arbeitgeberverbände
verwiesen auf die laufenden Ermittlungen zur Klärung, welche
Instanzen an welcher Stelle versagt hatten.
Einen Tag nach dem Unglück nahm die Polizei den Architekten, den
Bauleiter und den Vorarbeiter unter dem Verdacht der fahrlässigen
Tötung fest.
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