Im Oktober war ich zwei Wochen lang an der amerikanischen
Ostküste. Zwei Urlaubswochen lang begegnete ich jeden Tag mehrfach
Barack Obama – bei CBS und ABC, bei CNN und Fox. Ich verfolgte
Dutzende von Ansprachen, und von Tag zu Tag wuchs meine Hochachtung
vor diesem Mann. Diesem Ausnahmepolitiker.
Seine Wahlreden unterschieden sich von denen, die wir
hierzulande kennen und fürchten. Er war sachlich, nannte die
Probleme beim Namen, zeigte Wege auf, wie sie zu lösen seien, und
verband dies stets mit seiner Vision von einem neuen, besseren
Amerika. Bei keiner Rede las er vom Blatt oder vom Teleprompter ab.
Stets zog diese charismatische Persönlichkeit die Zuhörer in ihren
Bann, jung wie alt, schwarz wie weiß. Kein Wunder, dass gerade die
zuvor politikverdrossene Jugend seine Wahlveranstaltungen
stürmte.
Obama hat Amerika von einer Last befreit, hat ihm die Hoffnung
auf eine bessere Zukunft zurückgegeben. Amerika will raus aus der
Schuldenfalle, will raus aus dem Krieg, will eine allgemeine
Krankenversicherung, will Wohlstand für möglichst alle, will zurück
zum amerikanischen Traum. Das alles auf den Weg zu bringen, trauen
die Amerikaner ihrem künftigen Präsidenten zu.
Und auch Europa setzt auf ihn. Es geht um die großen Aufgaben
unserer Zeit: die Vermeidung der Klimakatastrophe, das Ende von
Hunger und von Völkermord in der Welt, Ende der Finanz- und
Wirtschaftskrise. Obamas Biografie und seine Ankündigungen lassen
darauf schließen, dass er sich an die Spitze dieser Bewegung
stellt.
Selten hat auf einem einzelnen Menschen so viel Hoffnung geruht.
Der kann aber auch der Supermann Obama nur gerecht werden, wenn ihm
von allen Seiten Unterstützung zuteil wird. Jetzt sind Europas
Politiker gefordert, dem Beifall für den nächsten US-Präsidenten
auch solidarische Taten folgen zu lassen.
Obamas Wahlkampf war nur der Auftakt. Ab Januar hat er viel
größere Aufgaben zu stemmen. Helfen wir ihm dabei. Denn irgendwie
sind wir jetzt alle Amerikaner.
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