Der Wahlsieg von Barack Obama ist auch auf
Mallorca mit Enthusiasmus aufgenommen worden. "Das ist eine gute
Nachricht", sagte der balearische Ministerpräsident Francesc Antich
am Mittwoch in Madrid. Das Votum der amerikanischen Nation bewirke
einen größeren Gleichklang zwischen den Regierungen in USA, Spanien
und Europa und bedeute auch mehr Demokratie bei Entscheidungen,
ließ Antich über eine Sprecherin mitteilen.
Mit dem künftigen US-Präsidenten verknüpfen viele Menschen die
Hoffnung auf einen positiven Wandel. Im Bereich der Politik soll
der kommende Regierungschef der Weltmacht für Entspannung in den
Konfliktzonen rund um den Globus sorgen und zugleich die Probleme
der Weltwirtschaft infolge der internationalen Finanzkrise lösen.
Die Erwartungen an den charismatischen Politiker sind
hochgesteckt.
Während die US-Residenten auf Mallorca wie etwa die
Repräsentantin der Demokraten im Ausland, Nicole Szluc, den
Wahlsieg Obamas privat feierten (siehe S. 6), sind die Wünsche und
Forderungen der Privatwirtschaft an den künftigen starken Mann in
Washington längst ausformuliert. Der "ungezügelte Neoliberalismus"
in den USA müsse kontrolliert werden, sagt Ursula
Müller-Breitkreutz, Delegierte der Deutsch-Spanischen Handelskammer
für die Balearen. "Es kann nicht sein, dass die Börsen zu Casinos
umfunktioniert werden, wie das in den letzten Jahren der Fall war."
Die Wahl Obamas könne "nur Gutes" bedeuten. "Die Amerikaner haben
das Zeug zum Wechsel", freut sich Müller-Breitkreutz, "das hätte
ich so nicht gedacht."
Die internationalen Börsen hatten die Wahl am Dienstag mit
deutlichen Kursgewinnen begleitet. Der Dow-Jones-Index an der
Wallstreet hatte um 3'2 Prozent zugelegt, der DAX in Frankfurt um
fünf Prozent und der spanische Ibex um 5'36 Prozent. Nach
Bekanntwerden des Wahlsieges Obamas tendierten die Aktienwerte im
Laufe des Mittwoch schwach ins Minus.
Welche Wirtschaftspolitik der künftige US-Präsident betreiben
wird, darüber ist sich Fritz Strotkamp, Direktor des
Geschäftsfeldes Spanien bei der Raiffeisenbank Kleinwalsertal AG in
Palma, nicht im Klaren. Wofür Obama wirtschaftlich stehe, sei im
Wahlkampf etwas diffus geblieben. Aber was Obama in Sachen
Wirtschaftspolitik als Erstes anpacken müsste, wäre eine
Regulierung des Finanzmarktes. "Für die Finanzbereiche in den USA
wird es Wildwest à la Bush nicht mehr geben." Strotkamp hofft auf
eine Angleichung des US-Finanzwesens an europäische Standards.
"Wir freuen uns sehr über den Wahlausgang", sagt der
Wirtschaftsjurist und Immobilienunternehmer Lutz Minkner. Ein
Präsident Obama werde sehr positive Auswirkungen auf die
Beziehungen der USA zu Europa haben. Eine neue US-Regierung müsse
"die Banker vom Zockertisch wegbringen". Die Börse und die
Geldinstitute haben nach Minkners Worten wieder zu ihrer
eigentlichen Aufgabe zurückzukehren: "Sie müssen dafür sorgen, dass
das Geld der Realwirtschaft zugeführt wird."
Ähnlich sieht es Francisco Marín, Präsident des Hotelverbandes
Playa de Palma. Notwendig sei eine Reform des weltweiten
Finanzsystems. "Der virtuelle und der reale Wert einer Ware stimmen
nicht mehr überein. Hier muss Obama eine Rückanpassung
herbeiführen."
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