Die Spanier, sagt Rolf Seelmann-Eggebert, der
Adelsexperte in Deutschland schlechthin, seien „nicht mehr
unbedingt Monarchisten, sondern wohl eher ,Juan-Carlosisten'”. Die
sprichwörtliche Beliebtheit des spanischen Königs in seinem Land
führt der mehrfach ausgezeichnete TV-Hofberichterstatter („Goldene
Kamera”, „Bambi”) unter anderem darauf zurück, dass Juan Carlos
auch dem früheren „typischen Macho-Bild des Spaniers” sehr
entspricht.
Zu diesem heißblütigen Image passen natürlich auch nicht
abreißende Gerüchte, die sich um mögliche „Liebschaften” des
Königs, ums „Fremdgehen” drehen – und die dennoch von der
spanischen Presse, selbst der einschlägigen Regenbogenpresse,
praktisch unerwähnt bleiben. Auch wenn sich der spanische
Royal-Clan, wie jedes Jahr, den ganzen Sommer auf Mallorca aufhält,
gibt es – wie bei dem bekannten „Schmusemotiv” des Königspaares bei
der „Copa del Rey”, für das der Fotograf 2007 den ersten Preis in
einem Medienwettbewerb gewann – nur „Heile-Welt-Einblicke” in ein
ungetrübtes Familienglück. Einen Grund für diese „vornehme
Zurückhaltung” sieht Rolf Seelmann-Eggebert in den katholischen
Wurzeln der Spanier: „Durch die traditionelle Nähe von Kirche und
Staat ist womöglich ein ausgeprägterer Respekt übrig geblieben.”
Eine weitere Ursache für die mediale Rücksichtnahme könne in der
politischen Entwicklung des Landes liegen: „Die Pressefreiheit ist
– nach der Franco-Ära – ja noch ein recht junges Gut in
Spanien.”
Schließlich war es Franco selbst, der 1969 per Gesetz
festsetzte, dass Juan Carlos nach seinem Tod der Regierung als
König vorsitzen sollte. Mit Francos Tod am 20. November 1975 war
dieser Weg vorgezeichnet: Zwei Tage nach dem Tod Francos wurde Juan
Carlos zum König proklamiert (aus legitimistischer Sicht wurde
seine Herrschaft erst 1977 anerkannt). Kein leichter Start, so Rolf
Seelmann-Eggebert, umso beachtlicher sei es, wie Juan Carlos in den
Folgejahren von dieser umstrittenen Rolle zunehmend für die
stattfindende Demokratisierung Spaniens stand, was ihm Respekt
einzubringen begann.
Heute ist Juan Carlos auf dem Höhepunkt seiner Beliebheit – für
Kronprinz Felipe werde es nicht leicht werden, in diese Fußstapfen
zu treten, meint Rolf Seelmann-Eggerbert. Gerade arbeitet er an
einem Porträt über Prinz Charles, der am 14. November 60 Jahre alt
wird: „Der ewige Thronfolger” heißt sein Film (Sonntag, 9.
November, 16 Uhr, ARD). Ein ähnliches „Schicksal” erwarte auch
Felipe, der König werde wohl erst abtreten, wenn seine Gesundheit
nichts anderes mehr gestatte „Es wird eine lange Übergangszeit
geben.” Felipe habe es nicht leicht gehabt, Kontur zu zeigen. Erst
mit seiner Heirat habe es der lange begehrte Junggeselle dann
geschafft, deutlich „Flagge zu zeigen”.
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