Die deutsche Gemeinschaft auf Mallorca bildet
eine Gesellschaft in der Gesellschaft. So richtig aufgegangen in
ihrer neuen Heimat sind bisher längst nicht alle Inseldeutschen.
Vielerorts bleibt man eben lieber unter sich, und so hat sich auf
der Insel ein allumfassendes Netz an deutschen Dienstleistern
herausgebildet, die ihren Landsleuten den Aufenthalt im Ausland
erleichtern. Dieser Mikrokosmos sorgt dafür, dass etwa die
derzeitige Wirtschaftskrise in Spanien und auf Mallorca erst
geringe Auswirkungen auf die deutsche Unternehmerschaft zu haben
scheint – während kein Tag vergeht, an dem nicht neue Negativmarken
und Schreckensprognosen für die Inselwirtschaft bekannt werden.
„Ich sehe nicht, dass Deutsche von der Krise betroffen sind”,
sagt etwa Ursula Müller-Breitkreuz, Balearen-Delegierte der
deutschen Handelskammer für Spanien (AHK). Das gelte selbst für den
Bausektor, der eigentlich besonders stark unter der
Wirtschaftskrise leiden. „Das liegt daran, dass deutsche Handwerker
vor allem einen Bereich abdecken, in dem es einen hohen
Qualitätsanspruch gibt.” Deutsche Bauunternehmen seien eben eher
mit Restaurierungen oder mit der Villa am Meer betraut als mit dem
Bau eines Wohnblocks in Palma. „Die Baukrise wirkt sich bisher kaum
aus”, sagt Müller-Breitkreuz. Das liege unter anderem daran, dass
deutsche Unternehmer auf Mallorca oft doch eher deutsche Kunden
hätten: „Je internationaler die Kundschaft, desto
krisenunabhängiger das Geschäft.” Eine Zunahme der
Unternehmenspleiten unter den Inseldeutschen hat sie nicht
bemerkt.
Positiv fällt auch das Fazit von Doris Stangier aus. Die
Personalvermittlerin kennt den deutschen Arbeitsmarkt auf Mallorca
genau und sagt: „Von Krise ist keine Spur.” Die Firmen suchten
weiterhin gut ausgebildete, mehrsprachige Arbeitnehmer, es gebe
sicher nicht weniger Stellenagebote als vor einem Jahr. Viele
deutsche Unternehmen seien eben eher in Bereichen tätig, die von
der Krise noch nicht direkt betroffen sind. Wie etwa im gehobenen
Immobiliensektor oder im Bereich innovative Energien.
Antonio García, Chef des Arbeitsamts in Palma, sieht die
deutschen Arbeitnehmer auf Mallorca entscheidend im Vorteil: „Sie
sind in der Regel eher gut ausgebildet.” Damit hätten sie es auf
dem hiesigen Arbeitsmarkt leichter, als viele Ungelernte, die unter
der jetzigen Krise besonders zu leiden haben.
Auch die deutsche Handelskammer für Spanien (AHK) in Madrid
bestätigt den insgesamt positiven Eindruck. Ihrzufolge beurteilen
die deutschen Unternehmen in Spanien die eigene Lage nicht so
kritisch, wie sie in der Presse häufig geschildert wird. Grund zur
Sorglosigkeit aber gibt es offenbar trotz aller Positivmeldungen
nicht. Laut AHK wird 2009 ein schwieriges Jahr, was durchaus
Auswirkungen auf Investitionen und Beschäftigung haben könne.
Und es gibt weitere Anzeichen, die Anlass zur Vorsicht geben.
Unter den 73 Firmen, die in diesem Jahr am Gericht in Palma
Insolvenz angemeldet haben sind auch mindestens zwei Deutsche
Unternehmen. Was belegt, dass auch sie trotz ihrer Sonderstellung
den Gesetzen des Marktes unterliegen. Und auch die balearische
Arbeitslosenstatistik ist nicht beruhigend für deutsche
Arbeitnehmer auf der Insel. Waren im Juli 2007 noch 223 Deutsche
auf den Balearen arbeitslos gemeldet, sind es in diesem Juli
bereits 277. Im Jahresvergleich liegen die Zahlen für 2008
durchgängig über denen für 2007.
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