Bei all dem Sonnenschein und sommerlicher Hitze lassen sich die
Anzeichen einer fröstelnden Konjunktur nicht übersehen. Die
Wirtschaftskrise nimmt Mallorca fester in den Griff. Die
Arbeitslosigkeit wächst, und ein ungutes Gefühl macht sich breit:
Wie wird das erst im Winter, wenn die touristische Saison Pause
einlegt?
Die Gewerkschaft UGT hat bereits ihre Prognose abgegeben: Im
schlimmsten Falle seien in der kalten Jahreszeit mit 70.000
Arbeitslosen zu rechnen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 50.000
Registrierte. Sie mussten überwintern, bis mit dem Anspringen der
Tourismus-Maschinerie zum Sommer hin wieder nahezu
Vollbeschäftigung erreicht wurde.
Da hat es ein wenig vom Pfeifen im Walde, wenn
Wirtschaftsbeobachter jetzt versichern, dass die Inseln schon
härtere Krisen, etwa während des Golfkriegs 1993 oder nach den New
Yorker Anschlägen vom 11. September 2001, durchgestanden haben.
Andererseits ist sich Mut machen durchaus angebracht. Denn der
Zuwachs der Erwerbslosigkeit erscheint schwindelerregend. Allein in
der balearischen Baubranche erhöhte sich die Arbeitslosigkeit
innerhalb eines Jahres (Stand Juli) um nahezu 80 Prozent. Jeder
vierte Arbeitslose stammt vom Bau. Dieser Anstieg wirkt aber auch
deshalb so dramatisch, weil die Branche in absoluten Zahlen eine
verhältnismäßig kleine ist. Waren im Juli 2007 rund 6000 Maurer und
Poliere ohne Beschäftigung, sind es jetzt 10.800.
Die Wirtschaft ist sich einig, dass die Baubranche der Inseln
extrem aufgebläht war. Vor allem die Mammutprojekte der
Vorgänger-Regierung und der durch die Immobilien-Spekulation
entfesselte Bauboom lockten viele Arbeitskräfte nach Mallorca. Sie
sind nun hier gestrandet, weil auch an anderen Orten in Spanien
Krise herrscht. Diese Kräfte werden jedoch weiterwandern, sobald
irgendwo die Betonmischer wieder zu rotieren beginnen. Das
Zurückschrauben der Bauindustrie auf die realen Bedürfnisse der
Inseln ist zwar schmerzhaft, vor allem für die Betroffenen, aber
letztlich unvermeidbar. Bleibt zu hoffen, dass die allgemeine
Unsicherheit die übrigen Branchen nicht zu stark erfasst. Damit die
Insel nicht in konjunktureller Lähmung erstarrt.
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