Die Balearen und das Mittelmeer sind nicht nur
bei Urlaubern als Reiseziel beliebt, sondern auch viele
Meeresbewohner aus anderen Ozeanen fühlen sich in den hiesigen
Gewässern so wohl, dass sie bei ihren Wanderungen und auf der Suche
nach Nahrung Zwischenstation im Balearengewässer machen. Obwohl das
Mittelmeer weniger als ein Prozent der maritimen Wasseroberfläche
der Welt ausmacht, sind dort acht bis neun Prozent der weltweiten
Meeresbewohner vertreten. Über 10.000 Spezies sind bislang
identifiziert worden, und täglich werden es mehr.
Doch auch im westlichen Mittelmeer sind einige Arten vom
Aussterben bedroht, und das ökologische Gleichgewicht des
Mittelmeeres scheint durch den Klimawandel, Verschmutzung und
Überfischung gefährdet. Bereits vor mehr als einem Jahr malten
Wissenschaftler das Horrorszenario von "leer gefischten Meeren"
innerhalb der nächsten 40 Jahre an die Wand, wenn Überfischung und
illegale Fangmethoden weiterhin an der Tagesordnung bleiben
sollten. Dann werde sich das Badewasser um die Inseln in eine Suppe
aus Mikroorganismen und Medusen verwandelt haben.
Aus diesem Grund fordert die Umweltschutzorganisation
Greenpeace, 40 Prozent der Weltmeere als Meeresschutzgebiete
auszuweisen. In solchen ist die Fischerei nur eingeschränkt
möglich, andere Nutzungsformen sollen dort verboten werden.
Besonders bedroht ist derzeit der Blauflossen-Thunfisch, für
diesen habe die EU auf Druck Spaniens erst vor zwei Monaten ein
komplettes Fangverbot erlassen, so Gerald Hau vom GOB, der größten
Naturschutzorganisation auf den Balearen.
Auch andere Meeresbewohner sind immer wieder Opfer illegaler
Fangpraktiken: Da außerhalb der Zwölfmeilenzone das Meer kein
nationales Hoheitsgebiet ist, werde dort auch nicht kontrolliert,
ob sich die Fangflotten an das geltende Verbot von Treibnetzen
halten. "Deswegen müsste es eigentlich Grünhelm-Soldaten der UN
geben", fordert Hau.
Betroffen von illegalen Fangpraktiken sind zum Beispiel auch
Wale, Delfine, Haie und Schildkröten. So kommt die "unechte
Meeresschildkröte" ("Caretta Caretta") auf der Suche nach Nahrung
in die Balearengewässer. Von dieser Schildkrötenart gibt es eine
Population im östlichen Mittelmeer, viele der Tiere nehmen jedoch
auch die weite Reise von den Küsten Floridas auf sich.
Auch mehr als 20 Wal- und Delfinarten kommen auf ihren
Wanderungen in die Nähe der Inseln. Vor Dragonera vermuten Experten
eine Population "Großer Tümmler". Allerdings sind Wanderwege und
Aufenthaltsorte der Meeressäuger im Mittelmeer noch weitgehend
unerforscht. Auch Vertreter größerer Walarten wie Finn- und
Pottwale werden immer wieder gesichtet.
Dass die Balearengewässer für die Tierwelt immer noch attraktiv
sind, zeigt auch das Auftauchen einer Mönchsrobbe vor Mallorca vor
wenigen Wochen - eine äußerst seltene Art, die nur noch in ganz
wenigen Gebieten des Mittelmeers vorkommt.
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