Die "Herrin des Lichts": So nennt Arte sein
45-minütiges Porträt über Gabriele Oestreich, besser bekannt als
Gabo (Sendetermin: Sonntag, 13. Juli, 18.15 Uhr). Und obwohl die
gebürtige Hamburgerin mit Wohnsitz in Santanyí das Spiel mit dem
Licht in der Tat über alles liebt, sieht sie zurzeit ein wenig
schwarz für ihre große Leidenschaft, die Analogfotografie: "Kaum
ein Mensch benutzt mehr Filme. Da ist eine ganze Zunft
ausgestorben."
Firmen wie Agfa gäbe es schlicht nicht mehr, fast alle Welt
mache Digitalfotos, Amateure wie Profis. Eine Technik, die in der
Gesellschaft-, Sport-, Kriegs- oder auch Paparazzi-Fotografie
durchaus auch Sinn macht, wie Gabo findet, nur: "Wir haben keinen
Schmelz mehr." Das Hauptaugenmerk innerhalb der Fotografie liege
heute beim Bearbeiten mit Fotoshop, dabei würden Aufnahmen, die
vielfach in der Oberflächlichkeit stecken blieben,
"tot-retuschiert". Nüchternes Fazit: "Alles ziemlich
austauschbar."
Seit sie ihren Modeljob 1985 gegen erste Aufträge beim "Stern"
eintauschte, ist sie eine der wenigen international erfolgreichen
Fotografinnen geworden. Yoko Ono, Gerhard Schröder, Boris Becker,
Peter Ustinov, Veronica Ferres: Die Liste der Celebrities, die sie
vor ihrer Linse hatte, scheint endlos. Dabei kam es Gabo stets
darauf an, die "Seele" des Menschen zu zeigen - ohne falschen
Voyeurismus: "Man muss sich wohlfühlen, um sich zu zeigen. Und
sicher sein, dass man nicht verraten und verkauft wird." Die
Menschen auf ihren Fotos sind authentisch und auf eine besondere
Weise schön: "Nicht hübsch, sondern eher interessant", findet
Garbo. "Auch Tiefe und Verwundbarkeit sind schön."
Heute werde selbst bei 14-jährigen Models noch jede
Hautunebenheit wegretuschiert. Sieht ganz so aus, dass die ehrliche
Analogfotografie im Bereich der Kunst landen wird, meint Gabo. Auch
wenn sie nicht sicher ist, wo sie ihre künftige Rolle im
irreversiblen Zeitalter der Digitalfotografie sieht - "Ich fühle
mich noch wie das Kaninchen im Scheinwerferlicht"-, wahrscheinlich
wird es eine Doppelrolle sein: "Einerseits als Handwerkerin, die
einen guten Job macht, andererseits als Künstlerin, die frei
arbeitet." Da kann sie sich dann wenigstens weiter austoben, denn
sie sei nun mal "kein Typ für den PC": "Ich bin eher ein
Streetworker, der im Straßengraben nach dem richtigen Winkel
sucht."
Genug zu tun hat sie sowieso. Gerade wandert ihre Ausstellung
"Gabo analog" mit hundert Fotos von Bremen nach Berlin ("Nach
Mallorca soll sie auch kommen, ich suche nur noch die richtige
Location"). Unter anderem hat sie für Airberlin die neue Kampagne
mit Johannes B. Kerner fotografiert. Und eine Finca auf Mallorca
sucht sie auch, für sich, ihren Lebensgefährten und Sohn Janik, der
just das Abitur gemacht hat, aber nicht Fotograf werden will
("Irgendwas zwischen Frauenarzt und Pilot").
Übrigens: Ihr "Arte"-Porträt will sich Gabo nicht unbedingt
ansehen, sie hält sich nicht für "kameragen": "Ich werde mich in
der Zeit wohl am Strand von Colònia de Sant Jordi einbuddeln."
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