Mallorca sonnt sich im Glanz der deutschen Nationalmannschaft:
Von Bild bis Morgenmagazin – Deutschland wird nun tagtäglich über
das Befinden seiner Kicker informiert. Und dieses Befinden hat im
Augenblick viel mit Mallorca zu tun. Bislang, so scheint es, hat
der DFB optimale Bedingungen für das Trainingslager
vorgefunden.
Sogar das Wetter spielt mit. Hoffen wir, dass es so bleibt, denn
einer „Sonneninsel” kann nicht viel Schlimmeres passieren als ein
mediales Trommelfeuer nach sintflutartigen Regenfällen – wir
erinnern uns an Pfingsten („Hilfe, ich muss nach Malle!”).
Der Autritt des DFB ist durchaus beeindruckend. Das
Trainingslager scheint perfekt durchorganisiert. Dieser Eifer
erfreut nicht alle. Auch erfahrene Sportjournalisten aus
Deutschland müssen erleben, dass ihre Kontakte in die
DFB-Hierarchie so gut wie nichts mehr nützen. Die Mannschaft ist
wirkungsvoll abgeschottet; soll sich ganz auf das Ziel EM-Sieg
konzentrieren können.
Den spanischen Kollegen kommt das Einbunkern – das
MM-Schwesterblatt „Ultima Hora” verfiel gleich in die
Militärsprache – reichlich übertrieben vor. Wobei sich im Umgang
mit den Lokalmedien gezeigt hat, dass selbst der DFB nicht an alles
gedacht hat. Ein spanischer Gesprächspartner in den
Pressekonferenzen wäre nicht verkehrt (und ein Zeichen der
Höflichkeit gegenüber dem Gastland). Aber diese Kurve hatte schon
das ZDF mit „Wetten, dass..?” nicht gekriegt. Nobody is
perfect.
Hart bleiben Löw & Co., was die Beteiligung der Fans
anbelangt. Kein öffentliches Training, keine Fan-Begegnungen. Die
Erklärungen dafür sind nur bedingt plausibel. Wäre es wirklich
nicht zu verantworten, innerhalb von zehn Tagen mal zwei Stunden
vor Publikum zu schwitzen? Die Elf hat sich nun mal nicht im
hintersten Winkel der Welt versteckt, sondern eine Insel
ausgesucht, auf der 70.000 Deutsche leben und 3'5 Millionen Urlaub
machen. Menschen, die ein Stück vom Sommermärchen '08 erleben
möchten.
Wir wollen das Thema aber auch nicht überbewerten. Die Freude
darüber, dass die Wahl auf Mallorca fiel, überwiegt. Und wer
erinnert sich noch an die kleinliche Kritik, wenn Ballack den
EM-Pokal in den Himmel streckt...
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