Mallorcas Tierwelt hätte auch Heinz Ehrhardt gefallen. Dem
Dichter, Schauspieler und Komiker, der schon humoristische
Weisheiten über Eulen, Kühe oder Katzen verfasste, wäre sicher auch
ein Vierzeiler zu wild gewordenen Straußen, liebestollen Eseln oder
furchterregenden Promenadenmischungen eingefallen. Nicht immer sind
diese Zwischenfälle glimpflich ausgegangen. Im Falle der
Urlauberin, die vom liebestollen Esel "Chupito" zu Boden geworfen
wurde, sollen zumindest keine körperlichen Schäden zurückgeblieben
sein. Auf Straußenfarmen ist es jedoch schon öfter vorgekommen,
dass Vögel einem Menschen lebensgefährliche Kopfverletzungen mit
dem Schnabel beigebracht haben. Und wer auf der Straße schon mal
von einem der unzähligen kleinen - in solchen Fällen immer
herrenlosen - Giftkötern angegriffen wurde, weiß, was
Adrenalinschübe sind. Die bekamen übrigens kürzlich auch Biologen
im Naturschutzpark Albufera zu spüren, als sie eine zwölf Kilogramm
schwere Schildkröte entdeckten. Das gefährliche Exemplar wurde laut
Forschern illegal ausgesetzt, ist bissig, ernährt sich von Fischen,
die es mit seinen scharfen Krallen aufspießt und kann Flora und
Fauna hier schaden.
Ansonsten ist die mediterrane Natur gesundheitlich vorwiegend
unbedenklich, trotzdem sollte man um einige Tierchen möglichst
einen Bogen machen. Dazu gehören zum Beispiel die Zecken, die auf
Mallorca vor allem auf Gräsern und im Unterholz lauern. Der Biss
dieser Tiere, die sich an der Haut festsaugen und kreisförmige
Rötungen hinterlassen, ist nicht ungefährlich. Überträger der
Gehirnhautentzündung (FSME) gibt es hier auf Mallorca zwar nicht,
aber die der gefährlichen Borreliose durchaus. Bei Anzeichen wie
einer ringförmigen Rötung auf der Haut oder grippeähnlichen
Symptomen wie Fieber, Gelenk- oder Kopfschmerzen nach einem
Zeckenbiss sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Wer im Frühjahr auf die Insel kommt und in der Nähe von Pinien
ist, sollte einen großen Bogen um die Prozessionsspinnerraupen
machen. Die Gefahr der Raupen geht von den winzigen Härchen aus,
mit denen sie bedeckt sind, den sogenannten Brennhaaren. Sie
enthalten das Eiweißgift "Thaumatopoein", das den Juckreiz auf der
Haut auslöst. Die Härchen werden vom Wind verteilt, können aber
auch aktiv ausgeschleudert werden. Man schätzt, dass eine einzige
Raupe bis zu 600.000 dieser Brennhaare besitzt. Rote, juckende
Punkte an Hälsen, Händen, Armen oder Beinen sind die Folge des
Kontaktes der Härchen mit der Haut. Wen es erwischt, für den gilt
auf jeden Fall: "cremen statt kratzen".
In vielen Fällen hilft schon eine Anti-Histamin-Salbe, die auf
die befallenen Hautstellen aufgetragen wird, oft ist aber auch ein
Kortison-Präparat, und damit der Gang zum Arzt, unvermeidlich.
Auch am Strand ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Eine
seltene, dafür aber umso gefährlichere Krankheit kann von
Sandflöhen übertragen werden. Viszerale oder kutane Leishmaniose
ist eigentlich eine Tropenkrankheit, die von dieser Flohart
übertragen wird. Besonders Hunde werden oft davon befallen, doch
die Insekten tauchen zunehmend auch in Deutschland auf - Ärzte
berichten, dass sie von Urlaubern vor allem aus den
Mittelmeerländern mitgebracht wurden. Auf Mallorca wird nach
Aussage von Ärzten meist die kutane Form der Leishmaniose
beobachtet, die zwar schwer zu diagnostizieren ist, dafür aber
nicht so gefährlich ist wie die virale Form. Meist beschränkt sich
das unerwünschte Souvenir auf die Haut: Es bilden sich an den
Einstichstellen, meist im Gesicht oder an den Armen, kleine Papeln,
die langsam zu knopfgroßen Knoten wachsen. Die daraus entstehenden
offenen Wunden heilen in der Regel bei korrekter Behandlung
problemlos ab.
Zu guter Letzt gibt es auch noch im Wasser einige Plagegeister,
um die Schwimmer oder Wassersportler einen großen Bogen machen
sollten. Die Berührung mit Feuerquallen kann unangenehm sein und
besonders für kleine Kinder zur Gesundheitsgefahr werden.
Hautkontakt mit nesselnden Arten führt mitunter zu erheblichen
allergischen Reaktionen. Sogar als glibberige Masse im Sand können
Feuerquallen noch eine brennende Substanz absondern. Vor Mallorca
und anderen spanischen Küstengewässern zeichnete sich im
vergangenen Jahr eine regelrechte Plage der hier typischen
Leuchtquallen (Pelagia Noctiluca) ab, was auf die steigenden
Wassertemperaturen zurückgeführt wurde. Erste Hilfe bei
Verbrennungen durch die Nesselfäden bringt laut Experten Essig oder
Rasierschaum. Sollte man Essig, ersatzweise Zitrone, zur Verfügung
haben, kann man mit einem getränkten Lappen die Hautstellen
vorsichtig abreiben. Eine Antihistamin-Salbe, wie man sie auch bei
Insektenstichen einsetzt, kühlt. Die Küstenstationen der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) setzen auf Rasierschaum: die
betroffenen Hautstellen mit Essig oder Rasierschaum einreiben, den
Schaum dann trocknen lassen und mit einem stumpfen Gegenstand wie
einem Messerrücken oder einer Plastik-Kinderschaufel abreiben, um
so die Nesseln von der Haut zu lösen. Die Schutzstation Wattenmeer
in Deutschland rät, die Haut erst an der Luft trocknen zu lassen
und dann mit trockenem Sand abzureiben.
Seltener, dafür aber noch unangenehmer ist der Kontakt mit dem
giftigen Petermännchen. Dieser Fisch hat giftige Stacheln, die an
der Einstichstelle zu heftigen Schmerzen führen können. Im Wasser
kann die bloße Berührung mit den Stacheln gefährlich werden, und
auch am Strand sollte man auf angespülte Tiere achten. Wer einen
Stachel erwischt hat, sollte diesen vorsichtig entfernen und bei
starken Schmerzen zum Arzt gehen. Auch eine Behandlung mit sehr
heißem Wasser wird empfohlen, da das Gift durch hohe Temperaturen
neutralisiert wird.
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