Es ist normal, verschieden zu sein“ lautet ein Zitat von Richard
von Weizsäcker. Ein aktuelles Integrationsprojekt von Schülern der
Deutschen Schule Eurocampus zeigt allerdings: Anders sein kann
manchmal ganz schön schwierig sein.
Es geht um Themen, die ausländische Schüler auf Mallorca hautnah
erleben. Was ist Heimat? Wo bin ich fremd, mit welchen Problemen
kämpfen Kinder und Jugendliche im Ausland und wie integrieren sie
sich in eine ausländische Gesellschaft? Eben diese Inhalte stehen
im Mittelpunkt des „7. Internationalen Projekttages der deutschen
Unesco-Projekt-Schulen“, an der deutsche und ausländische Schulen
sich noch bis zum 26. April beteiligen können. Ziel der Aktion ist
es, einen Beitrag zur besseren Verständigung zwischen Personen,
Bevölkerungsgruppen, Kulturen und Nationen zu leisten. In dem
weltweiten Schulnetzwerk arbeiten rund 190 deutsche anerkannte oder
unterstützende Unesco-Projektschulen mit.
Der „Eurocampus“ nimmt auf Einladung der deutschen Partnerschule
„Internat am Solling“ an dem Integrationsprojekt „Nebeneinander,
Miteinander, Heimat finden“ teil. „Schüler der 7. bis 9. Klasse
haben eigene Erfahrungen aufgeschrieben, schwedische und
französische Schüler interviewt oder Spanier zum Thema ,Deutsche
auf Mallorca' befragt“, erklärt Schulleiterin Gabriele Fritsch das
Projekt. Herausgekommen sind bewegende – teils heitere, teils
traurige – Geschichten und Erlebnisse von Kindern, die nicht immer
glücklich über die Entscheidung der Eltern sind, ins Ausland zu
ziehen. Auch das Bild vom liberalen Völkergemisch auf der Insel
erscheint aus der Sicht der Kinder in einem anderen Licht und
zeigt, wie Kinder hier oft kämpfen müssen um das ganz normale
Schülerleben. „Je älter die Kinder sind und je kürzer ihr
Aufenthalt im fremden Land, desto schwerer fällt auch die
Integration“, weiß die Schulleiterin aus Erfahrung. „Je jünger die
Kinder sind, desto leichter leben sie sich in einem neuen Umfeld
ein, lernen müheloser die fremde Sprache, gewöhnen sich schneller
ans hiesige Schulsystem.“ Das System ist im Falle des Eurocampus
vergleichbar mit dem der Deutschen Schule in Barcelona, die
Lehrpläne sind identisch. Für viele Eltern ein Grund, die Kinder
hierher zu geben.
Doch ob sie auch wirklich glücklich sind in ihrer „zweiten
Heimat“ hängt für die meisten vor allem vom Freundeskreis ab. „Wie
viel Integration brauchen wir“ fragt das Unesco-Projekt die
Betroffenen und heraus kam vor allem: Die Integration geht nicht
mühelos voran. „Ich habe Mallorca sehr lange gehasst, aber
mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, hier zu leben“,
schreibt die 15-jährige Vivian. An Kontakt zu Einheimischen ist sie
nicht besonders interessiert, ebenso wenig wie ihr Mitschüler
Kevin, der in Campos von anderen Kindern als Nazi beschimpft wurde.
Er vermisst seine Freunde in Deutschland, wohnt jetzt in einem
kleinen Dorf bei Campos „fern ab von allem Spaß“. Der 15-jährige
Smilte hat zwar hier Freunde gefunden, „aber ich würde wieder nach
Deutschland ziehen, weil das immer noch meine Heimat ist“.
Dass man die Integration in die spanische Gesellschaft auf
keinen Fall ausklammern darf, ist der Schulleitung klar. „Wir
bieten hier bewusst keine außerschulischen Sportaktivitäten an,
damit die Kinder animiert werden, einen Teil ihres
Freizeitangebotes in spanischen Einrichtungen wahrzunehmen“, sagt
Gabriele Fritsch. Ob es deutsche Kinder an spanischen Schulen
leichter hätten mit der Integration, bezweifelt sie.
„Natürlich ist es etwas anderes, wenn ein Kind seit dem
Kindergarten im spanischen System groß wird. Für einen 14- oder
15-jährigen jedoch, der kaum Spanisch spricht, ist es
problematisch, mit dem Schulsystem zurechtzukommen.”
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