Das Mittelmeer ist dabei, sich in eine Suppe aus Quallen und
Mikroben zu verwandeln. Dieses Horrorszenario hat jetzt der
renommierte spanische Meeresbiologe Enric Sala beschrieben. Der
Mitarbeiter des Obersten Rats für wissenschaftliche Forschung
(CSIC) nannte gegenüber der Nachrichtenagentur EFE auch die
Ursachen: die Überfischung, die Verschmutzung und die intensive
Nutzung des Meeres durch den Menschen.
Sala betonte, dass dies keine ferne Vision mehr sei. Schon in
wenigen Jahren werde das Mittelmeer nicht mehr Lebensraum für Thun-
oder Schwertfisch sein, sondern eine Pfütze, beherrscht von
Mikroorganismen und Quallen. Die würden dann gezwungenermaßen Teil
der Mittelmeerdiät werden, so wie dies auch in anderen Regionen der
Welt schon geschehen sei, prophezeit der Wissenschaftler. Fisch
gebe es dann nur noch als Importware oder aus Zuchtfabriken.
Für Enric Sala ist die Situation für das Mittelmeer weit
kritischer als für andere Meere, da geschlossen, extrem genutzt und
besonders von der Erwärmung betroffen.
Als eines der größten Probleme bezeichnet der Biologe die
exzessiven Fischfangmethoden, die von der Regierung auch noch
subventioniert würden. Deshalb fordert er – neben einer Reduzierung
der Bautätigkeit in Küstennähe – die Ausweisung von Schutzzonen,
eine Halbierung der Fischereiflotte, die Zertifizierung von
Fischarten, die ohne Bedenken verzehrt werden können, sowie die
Einberechnung der „ökologischen Kosten” in den
Verbraucher-Endpreis. „Solange es Fisch auf dem Markt gibt, werden
die Bürger das Problem in seiner ganzen Tragweite nicht erfassen”,
bedauert Sala. Dort gewinne man den Eindruck, dass Fisch und
Meeresfrüchte in Hülle und Fülle vorhanden seien. „Das stimmt aber
nicht mehr.”
Quallen-Vorkommen sind bis dato vor den balearischen Inseln ein
punktuelles und zeitlich begrenztes Phänomen. Vor allem an der
Westküste werden seit Jahren immer wieder große Schwärme gesichtet,
Tendenz steigend. Da sich dort nur wenige Strände befinden, waren
die Auswirkungen auf den Tourismus eher gering. Die großen
Publikumsstrände, etwa an der Playa de Palma, am Es Trenc oder in
der Bucht von Alcúdia, sind weitgehend verschont geblieben.
Allerdings ist es nirgendwo mehr ausgeschlossen, dass man als
Badender unliebsamen Kontakt mit den Plagegeistern hat. Am
gefährlichsten in balearischen Gewässern sind die kleinen,
lilafarbenen Leuchtquallen, die schmerzende Verletzungen auslösen
können. (jog)
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