Auch ein Unentschieden kann ein Sieg sein. Zwar haben auf den
Balearen sowohl Sozialisten als auch Volkspartei bei der
Parlamentswahl vier Abgeordneten-Sitze gewonnen, dennoch gilt die
Partei von Ministerpräsident Francesc Antich als klarer Gewinner.
Und das zu Recht. Denn die PSOE auf den Balearen holte 20.000
Stimmen mehr als noch vor vier Jahren und wurde zum ersten Mal seit
22 Jahren stärkste Partei auf den Inseln. Der Vorsprung vor der PP
war zwar denkbar knapp (366 Stimmen), reichte aber aus, den
Wahlabend am Sitz der balearischen Sozialisten zu einem Freudenfest
werden zu lassen. "Wir haben heute Geschichte geschrieben auf den
Balearen", jubelte Antich am Sonntagabend. Der Ministerpräsident
betonte auch, er gehe ebenfalls gestärkt aus der Wahl hervor. Der
Sieg José Luis Rodríguez Zapateros verspreche eine rosige Zukunft
für die Balearen. Die Zusammenarbeit zwischen Palma und Madrid
werde auf diese Weise weiterhin hervorragend funktionieren.
Katzenjammer herrschte dagegen im Parteibüro der konservativen
PP. Mehr als 8000 Stimmen verlor die Volkspartei auf den Balearen
im Vergleich zur Parlamentswahl vor vier Jahren. "Ich bin
einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis", sagte die balearische
PP-Chefin Rosa Estaràs, konnte so allerdings nicht die Krise
überspielen, in der die Konservativen seit Monaten stecken. Erst im
Mai hatte die balearische PP überraschend die Regionalwahl verloren
und versucht seitdem, sich wieder zu berappeln. Der Parteichef und
Ministerpräsident Jaume Matas hatte kurz nach der Wahl einen Posten
bei einem Hotelkonzern in den USA angenommen und seine
Parteigenossen "im Stich gelassen", wie manch einer von ihnen
hinter vorgehaltener Hand beklagte. Seine Nachfolgerin Rosa Estaràs
will nun unbedingt noch vor dem Sommer den Parteitag auf den
Balearen, um die Partei neu aufzustellen und auszurichten. In der
balearischen PP herrscht die übereinstimmende Ansicht, eine tief
gehende Umgestaltung dürfe nun nicht länger hinausgezögert werden.
Auf Weisung aus der Parteizentrale in Madrid fand der Parteitag
nicht wie geplant noch vor der Parlamentswahl statt.
Ebenfalls zu den Wahlverlierern gehörte auf den Balearen das
regionalistische Wahlbündnis "Unitat per les Illes" mit
Spitzenkandidat Pere Sampol. Ziel des heterogenen Paktes war es,
einen Sitz im Abgeordnetenhaus zu erobern. Am Wahlabend stand früh
fest, dass es dafür nicht reichen würde. Statt der tatsächlich
gewonnenen 25.576 Stimmen wären 51.819 nötig gewesen. Eine Zukunft
hat das Bündnis nicht: Am Dienstag gaben die Vorsitzenden der
beteiligten Parteien das Ende des Paktes bekannt, der fünf sehr
unterschiedliche Gruppierungen unter einen Hut bringen sollte:
Linkspartei PSM, die liberal-regionalistische Unió Mallorquina
(UM), die Katalanisten der Esquerra Republicana (ERC), die Grünen
aus Menorca und die Ibiza-Partei "Eivissa pel Canvi".
Ohne Chancen war die Kandidatin der Vereinigten Linken, der
Nachfolgepartei der spanischen Kommunisten. Marisol Ramírez gewann
13.392 Stimmen (2'85 Prozent). Die balearische Izquierda Unida
schnitt damit deutlich schlechter ab als noch vor vier Jahren.
Damals erhielt das linke Parteienbündnis "Progressistes" 8'59
Prozent der Stimmen.
Insgesamt waren auf den Balearen 706.873 Bürger wahlberechtigt.
Die Wahlbeteiligung lag bei 68 Prozent. Größere Zwischenfälle
blieben aus. Lediglich ein Wahlhelfer sorgte für ein wenig
Verwirrung, da er sich nach Schließung des Wahllokals nicht wie
vorgeschrieben auf den Weg zur Wahlleitung machte, um dort die
offiziellen Unterlagen abzugeben, sondern vielmehr nach Hause fuhr
und sich seelenruhig ins Bett legte. Erst der Polizei gelang es,
ihn in den frühen Morgenstunden aus dem Bett zu klingeln.
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