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Spektakulär war sie ja, die Aktion. Greenpeace-Mitarbeiter enterten am Montag die Müllverbrennungsanlage, nachdem sie zuvor die Presse informiert hatten. Die maximale Aufmerksamkeit war wieder einmal erreicht. Medienprofis eben. Aber wie steht's mit den Inhalten?

Greenpeace hat recht – und auch wieder nicht. Die Schließung der Verbrennungsanlage zu fordern, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schlicht Unfug. Die Balearen sind weit davon entfernt, auf die „thermische Entsorgung” verzichten zu können. Einzige Alternative für Restmüll wäre die Deponierung – eine Hypothek für kommende Generationen.

Richtig liegen die Umweltschützer natürlich mit ihrer Forderung nach einer generellen Neuausrichtung der Abfallpolitik. Stichworte: Vermeidung und Verwertung. Im Recyceln haben die Balearen in den letzten Jahren zwar Fortschritte gemacht, doch das reicht bei Weitem noch nicht. Es hapert an allen Ecken und Enden – im System, in der Technik, in der Aufklärung.

Noch verheerender ist die Bilanz beim Thema vermeiden. Hier gibt es überhaupt noch keine Ansätze – nur die Willensbekundung der spanischen Regierung, die Plastiktüten-Flut eindämmen zu wollen. Müllvermeidung im großen Stil wird es erst geben, wenn geeignete Gesetze verabschiedet worden sind und die Bevölkerung entsprechend sensibilisiert wurde. Sie ahnen es: Das kann noch dauern.

Großen Druck spüren die Balearen-Politiker nicht, trotz des Aufkommens, das – gemessen an der Bevölkerungzahl – wegen des Tourismus besonders hoch ist. Wir haben ja die Müllöfen. So gesehen bräuchten wir noch viel mehr Greenpeace-Aktionen, um die Dringlichkeit des Wandels anzumahnen. Denn eines ist sicher: Gesund ist die Müllverbrennung nicht, und belastete Rückstände produziert sie auch. Wir können von hier aus nicht bewerten, wie stark die Öfen von Son Reus kontaminieren, nur die berechtige Hoffnung haben, dass wir uns am unteren Ende der möglichen Skala befinden, weil hier neue Technik verbaut wurde. Fazit: Die Verbrennung ist nicht die beste aller Lösungen, sie ist ein notwendiges Übel.