Mallorca. In den Höhlen von Génova gibt es sogar einen
„Supermarkt”! Allerdings ist das Gemüse hier aus Stein. Der Inhaber
der kleinsten unter den touristischen Tropfsteinhöhlen Mallorcas,
Joan Arboix, hat den Formationen Namen gegeben, um die
unterirdische Welt seinen Besuchern besser beschreiben zu
können.
In kleinen Gruppen führt Joan sie bis auf 36 Meter Tiefe in die
Welt unter den Wohnhäusern von Palmas Stadtteil Génova. Vorbei geht
es an „Spaghettis”, die von der Decke hängen, und am „Chamäleon”,
einem übergroßen Gesteinsabbild der Echsenart, das aus dem Boden
ragt. So erklärt er seinen Zuhörern anschaulich den Unterschied
zwischen Stalaktiten und Stalagmiten. Erstere, die „Spaghettis”,
sind mineralische Ablagerungen, die durch langsam von der Decke
tropfendes Wasser entstehen, und zapfenartig nach unten wachsen.
Stalagmiten, wie das „Chamäleon”, sind dagegen Ansammlungen von
Mineralien, die vom Boden aus nach oben streben.
Manche Tropfsteine wachsen auch zusammen und bilden Säulen, die
Stalagnaten. „Warum sie das tun, weiß man nicht. Ich glaube ja, sie
machen das einfach, weil sie sich gern haben”, erklärt Joan
lächelnd.
An einer dieser Säulen deutet er auf einen Riss, der sich wie
ein Querschnitt durch die Höhle zieht. „Wir sind hier unter der
Erde vollkommen sicher”, kommentiert der gebürtige Katalane
schmunzelnd, „außer es würde ein Erdbeben stattfinden.” Das letzte
vor ungefähr 2000 Jahren hinterließ den Riss, der nun langsam
wieder zusammenwächst.
Geologen der Universität Palma schätzen das Alter der
Génova-Höhle auf drei Millionen Jahre. Genauere Daten konnten
bisher nicht erforscht werden. Bis heute birgt eine Tropfsteinhöhle
für Forscher viele Geheimnisse: Joan deutet auf das „Jesus-Kreuz”:
Ein dünner Stalaktit, der kreuzförmig aus der Decke sprießt. Das
kuriose daran: Seine Enden krümmen sich der Schwerkraft entgegen
nach oben! Dieses unerklärte Tropfsteinphänomen nennen die
Fachleute „Excentrique”.
Später auf der Tour lauscht die Gruppe erstaunt den
xylophonartigen Klängen, die Joan einigen hohlen Stalaktiten mit
dem Finger klopfend entlockt, und betrachtet die Höhlenwelt mal in
Blau, mal in Rot, wenn der Führer seine Lichtspiele
einschaltet.
Die Höhle von Génova wurde 1906 zufällig bei Bauarbeiten
entdeckt und ist seit 1932 der Öffentlichkeit zugänglich. Sie ist
eine von unzähligen Höhlen in Mallorcas Kalkgestein. Viele Gegenden
sind regelrecht „unterkellert”. Touristisch erschlossen sind jedoch
nur fünf.
Die Höhle in Génova ist die kleinste, aber dafür wird man hier
besonders liebevoll geführt. Besonders Kinder sind von Joan Arboix'
einfühlsamen und anschaulichen Erklärungen begeistert. Der Weg zur
Höhle ist leicht zu finden, wenn man in Génova den Schildern zum
Restaurant „Ses Coves” folgt. Gegenüber des kostenfreien
Parkplatzes erreicht man den Höhleneingang über die Terrasse des
Lokals.
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