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Die Republikaner in Spanien wittern Morgenluft. Jüngsten Umfragen zufolge würden – vor die Wahl gestellt - 22 Prozent der Spanier die Republik als Staatsform bevorzugen. Das ist im Verhältnis zur Mehrheit zwar nur eine kleine Minderheit. Denn bei 69 Prozent Monarchie-Befürwortern sind noch immer dreimal mehr Menschen für einen König als obersten Repräsentanten des spanischen Staates.

Dennoch ist es deutlich stärker als früher zu spüren, dass die Monarchie in Spanien harten Zeiten entgegengeht. Das mag weniger an den Widerständen liegen, die derzeit in verschiedenen Teilen des Landes manifest sind; seien es Kundgebungen mit verbrannten Fotos des Königs, seien es Karikaturen der Köngsfamilie, seien es erklärtermaßen anti-monarchistische Parteien, die lokal und regional in die Regierungsverantwortung gelangen. Mehr noch als wegen dieser Phänomene macht sich ein schleichendes Gefühl der Verunsicherung breit, was die Zukunft der Monarchie in Spanien angeht. Denn es ist absehbar, dass in nicht allzu ferner Zukunft generationsbedingt ein Wandel anstehen wird. Wenn Kronprinz Felipe dereinst die Nachfolge seines Vaters antritt, wird er sich wie jener das Vertrauen und die Zuneigung der Spanier erst verdienen müssen. Und dabei ist es fraglich, ob der Zeitlauf für ihn ein ähnliches Schlüsselerlebnis bereithält, wie es letztlich der gescheiterte Militärputsch vom 23. Februar 1981 für Juan Carlos war.

Die Institution des Königtums – heute präsent in ihrer modernen, zeitgemäßen Form als demokratisch legitimierte, parlamentarische Monarchie – ist von ebenso fundamentaler wie negierbarer Bedeutung für Spanien. Anders als in anderen Staaten hat das Königtum hier von alters her Tradition. Es verbindet als eine der letzten Klammern die Gegenwart mit der Vergangenheit. Das mag für viele unbequem sein. Insbesondere in Zeiten, in denen das Wissen um Althergebrachtes in Amnesie zu entschwinden droht; verdrängt vom Zeitgeist der Oberflächlichkeiten und Beliebigkeiten. Spanien ohne Monarchie ist sicher Spanien. Aber ein besseres? Sehr fraglich.