Es muss schon ein königliches Gefühl sein,
wenn man als König ausgerechnet am Dreikönigsfest Geburtstag hat.
Der 5. Januar ist in Spanien traditionell der Tag der
weihnachtlichen Bescherung für die Kinder. Spaniens König Juan
Carlos wird an diesem Samstag 70.
Zumindest im privaten Familienkreis kann der Monarch auf eine
große Kinderschar herabblicken: Acht Enkel im Alter von neun
Monaten bis neun Jahren haben ihm seine drei Kinder bislang
geschenkt. Der Fortbestand der Monarchie ruht von der
Nachkommenschaft her auf breitem Fundament.
Wie kaum ein anderer hat Juan Carlos das Bild des modernen
Spaniens geformt. Unter ihm wandelte sich das Königreich von der
Diktatur des Generals Francos hin zu einer parlamentarischen
Demokratie.
Juan Carlos hat sich als ein König erwiesen, der selbst
erklärten Anhängern der Republik Respekt abverlangt. Der
Putschversuch von Anhängern des alten Regimes am 23. Februar 1981
scheiterte nicht zuletzt auch am entscheidenden Eintreten des
Königs für die demokratische Verfassung. Das war der Moment, in dem
König Juan Carlos – auserkoren noch von Franco; demokratisch
legitimiert vom Volke durch die neue Verfassung – das Herz seiner
Landsleute eroberte.
Der fehlgeschlagene Staatsstreich hatte den jungen König damals
vor die größte politische Herausforderung seiner Laufbahn gestellt.
Heute, im vorgerückten Alter, sind die Anforderungen an Juan Carlos
nicht kleiner geworden. Eine große Aufgabe, die dem König
bevorsteht, ist zu entscheiden, wann und in welcher Form das Amt
des Monarchen auf seinen Sohn Kronprinz Felipe übergehen soll.
Vom Thronfolger wird der Fortbestand der Monarchie künftig immer
stärker abhängen. Vor einigen Jahren noch undenkbar, zeigen sich
jedoch erstmals öffentlich anti-monarchistische Tendenzen, wie etwa
in Katalonien, als im September rund 400 Separatisten bei einer
Kundgebung Fotos des Köngis verbrannten. Der Wind ist für das
Kronprinzenpaar als zukünftige Repräsentanten der Monarchie rauer
geworden. Die im Sommer veröffentliche (und einen Tag später von
der Justiz beschlagnahmte) Karikatur eines Satire-Magazins, die
Felipe und Letizia beim Liebesakt darstellte, mag einen Eindruck
davon geben.
Eine schwierige Hürde, die die Monarchie in Spanien zu nehmen
hat, ist die Debatte über die Thronfolge. Nach geltendem Recht
haben männliche Nachkommen Vorrang vor weiblichen. Zwar hat Letizia
mit der Geburt zweier Töchter der Angelegenheit von ihrer Brisanz
genommen. Doch eine Reform der heute als nicht mehr zeitgemäß
empfundenen Erbfolgeregelung kann nur über eine Verfassungsänderung
erreicht werden. Angesichts der manifesten Separatismus-Tendenzen
etwa im Baskenland und Katalonien ein heikles Unterfangen.
Es ist aber durchaus möglich, dass das Königshaus gekonnt die
Untiefen umschiffen und patente Lösungen finden wird. Skandale wie
im englischen Königshaus sind in Spanien undenkbar. Und Juan Carlos
weiß seine Zeitgenossen immer wieder zu überraschen. Nicht zuletzt
mit Aussprüchen, die von Herzen kommen und ins Schwarze treffen. So
wie im November, als er dem Venezuela-Präsidenten Hugo Chávez nach
beständiger Störung über den Mund fuhr: „Por qué no te callas?”, zu
Deutsch: Halt endlich mal die Klappe!”
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