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Dieter Goedecke ist sauer. Der Mallorca-Resident aus Andratx will endlich sein eigenes Handy haben. Das will ihm aber nicht gelingen. Seit Wochen läuft er immer wieder zum Movistar-Shop an der Ecke, um den Handy-Vertrag seiner Partnerin auf seinen Namen übertragen zu lassen. Eigentlich eine Formalie. Nicht so aber in diesem Fall: Die Mitarbeiter des Telefon-Ladens bestehen da– rauf, seine Residentenkarte zu sehen. Andernfalls könne er leider keinen Mobiltelefon-Vertrag abschließen. „Das kann ja wohl nicht wahr sein”, sagt Goedecke – und hat Recht. Denn den Ausländerausweis (Tarjeta de Residente) gibt es schon seit Monaten gar nicht mehr. Davon aber lassen sich die Verkäuferinnen in dem Laden nicht überzeugen.

Das Problem ist keineswegs ein Einzelfall. Bisher galt die Ausländerkarte immer als der einzige untrügliche Beweis dafür, dass jemand auch tatsächlich auf der Insel lebt – bis sich die Regierung in Madrid entschloss, den Ausweis für EU-Bürger abzuschaffen und stattdessen das Ausländerregister einzuführen (siehe Kasten rechts). Seitdem regiert das Chaos. Handyverkäufer wissen nicht mehr, wem sie glauben sollen, Banken lehnen Neukunden ab, die sich nicht auf die gewohnte Art und Weise als Residenten ausweisen, viele Fluggesellschaften gewähren den Residenten-Rabatt auf Inlandsreisen gerade so, wie es ihnen beliebt.
Bei der Telefónica in Madrid, zu der Movistar gehört, gibt man sich überrascht: „Die Residentenkarte gibt es nicht mehr?”, sagt die Pressesprecherin. „Das höre ich jetzt zum ersten Mal.” Einen Handyvertrag könnten tatsächlich nur Ausländer abschließen, die entweder eine Residentenkarte vorlegen, oder aber ein Formular von der Bank ausfüllen lassen, aus dem hervorgeht, dass die Person dort seit mindestens einem halben Jahr ein Konto hat. Auch der Residenten-Nachweis per Strom– oder Telefonrechnung in Verbindung mit einem Reisepass könne ausreichen, sagt die Movistar-Sprecherin. Manchmal.

Um bei Patrick Lohfink im Telecom-Shop in Palma ein Vertrags-Handy zu bekommen, ist keine Residentenkarte notwendig, wie er sagt. Wohl aber müsse man eine spanische Adresse und Bankverbindung nachweisen. Bei der Telecom Balear heißt es, es werde auch der Auszug aus dem neuen Ausländerregister als Residenten-Nachweis akzeptiert.

Bei Movistar will man die Kritik nicht auf sich sitzen lassen: Nach Rücksprache mit der Fachabteilung kündigt die Pressesprecherin für den kommenden Montag eine interne Sitzung an, in der darüber beraten werden soll, wie mit der neuen Rechtslage umgegangen wird. Anschließend wird wohl eine aktualisierte Anweisung an die lizensierten Movistar-Händler verschickt. Dieter Goedecke muss also weiter auf sein erstes eigenes Handy auf Mallorca warten. Er nimmt es locker: „Auf die paar Tage kommt es jetzt auch nicht mehr an.”j