Die Balearen haben wieder eine Regierung.
Eineinhalb Monate nach der Wahl macht sich die
Mitte-Links-Koalition an die Arbeit. Große Überraschungen blieben
bei der Vergabe der Ministerposten aus. Lediglich die Nominierung
der ehemaligen Bürgermeisterin Calviàs, Margarita Nájera, war nicht
unbedingt zu erwarten. Sie leitet das Ressort für Arbeit. Einige
Minister kündigten bereits erste Maßnahmen an.
Nájera etwa will besonderes Augenmerk auf die Ausbildung von
Jugendlichen und Frauen legen, wie sie nach ihrer Vereidigung am
vergangenen Montag sagte. Die Sozialistin hat schwere Jahre hinter
sich: Ihr Nachfolger im Bürgermeisteramt der reichen
Küstengemeinde, Carlos Delgado (PP), erstattete acht Anzeigen gegen
sie, unter anderem wegen vermeintlichen Amtsmissbrauchs,
Bestechlichkeit und Veruntreuung von Steuergeld. Mittlerweile sind
bis auf eines alle Verfahren eingestellt. Bei der Amtsübernahme war
sie es, die den meisten Applaus der Zu schauer und ihrer
Parteifreunde bekam.
Der neue Tourismusminister heißt Francesc Buils und stammt aus
den Reihen der regionalistischen Unió Mallorquina (UM). Er betonte
seine Offenheit gegenüber jeglicher Vorschläge, die das aktuelle
touristische Angebot der Balearen erweitern. Eine der wichtigsten
Aufgaben seiner Amtszeit soll die Umgestaltung und Aufwertung der
Playa de Palma werden.
Ein erklärter Schwerpunkt der Mitte-Links-Koalition ist der
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Der dafür zuständige Minister
Biel Vicens von den mallorquinischen Sozialisten (PSM) schloss bei
seiner ersten Stellungnahme nach der Amtsübernahme eine Erweiterung
der Metro in Palma nicht aus. Die beiden größten Projekte seien
aber die Eisenbahn bis nach Cala Rajada, sowie eine Straßenbahn von
der Playa de Palma bis nach Santa Ponça.
Der starke Mann hinter Ministerpräsident Francesc Antich ist
Albert Moragues (PSOE), obwohl es den Vizeposten offiziell nicht
gibt. Moragues leitet das Präsidialamt und sagte im Rückblick auf
die wenig erfolgreiche Mitte-Links-Regierung zwischen 1999 und
2003: „Wir werden versuchen, die Sachen besser zu machen, damit uns
die Leute wiederwählen.” Auch der Inselrat kam am vorvergangenen
Samstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Nachfolgerin
von Maria Antònia Munar (UM) an dessen Spitze ist die Sozialistin
Francina Armengol. Die Amtsübernahme der zwölf neuen Dezernenten
fand am vorvergangenen Mittwochnachmittag statt. Wie Antich sendet
auch Armengol beruhigende Signale an die Teile der Bevölkerung, die
angesichts des nicht unbedingt zu erwartenden Regierungswechsels
nun Zukunftssorgen plagen: „Ich werde nicht die
Inselratspräsidentin eines radikalen Bruchs sein”, sagte sie nach
ihrer Vereidigung. Allerdings sollen vor allem in Städtebaufragen
künftig strengere Regeln gelten.
Sowohl Vertreter des Tourismussektors als auch Arbeitnehmer– und
Arbeitgeberverbände äußerten ihre Hoffnung auf eine gute
Zusammenarbeit mit der neuen Regierung und lobten Antichs erklärte
Absicht, sich in den wichtigen Fragen um Konsens bemühen zu wollen.
Zumindest die politische Opposition will dem Mitte-Links-Pakt
jedoch keine Eingewöhnungsphase zugestehen: Die sonst übliche
Schonfrist werde man der neuen Regierung nicht einräumen, so die
Sprecherin der PP-Fraktion im Balearen-Parlament, Rosa Estaràs.
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