Obwohl das Thermometer bereits am frühen Vormittag knapp 30 Grad
anzeigt, besteht keine Hitzschlaggefahr. Durch die engen Gassen der
Carrer Sant Feliu dringen nur vereinzelt ein paar Sonnenstrahlen.
Und auch unter den Arkaden der Avinguda de Jaume III ist man auf
der schattigen Seite. Vermutlich fehlt es dort gerade wegen
mangelder Hitze an der südländischen Trägheit. Im Eilschritt, so
scheint es, klappern die Menschen die dort ansässigen Geschäfte ab
oder werfen einen schnellen Blick in die Schaufenster. Den
Geschäftsleuten kommt der Kaufrausch gelegen, denn sie müssen jeden
Monat mit die teuersten Gewerbemieten im Land bezahlen.
Auch Spaniens Königin Sofía hilft während ihrer Sommerferien hin
und wieder mit, dass die Einzelhändler dort nicht in ihrer Existenz
gefährdet sind.
Ausgerechnet der Laden, der sich am meisten vor der Sonne
fürchten muss, wird prall beschienen. Das jeden Tag im Jahr
geöffnete Kerzengeschäft an der Plaça de L'Hospital verzichtet
deshalb in der heißen Jahreszeit auf seine traditionellen
Wachsprodukte im Schaufenster und lockt die Kundschaft mit
Devotionalien.
Im Garten des Kulturzentrums Misericórdia lässt es sich herrlich
unter Bäumen sitzen, bevor es an den auf der Rambla aufgebauten
Blumenständen vorbei in Richtung Plaça Major geht. Auch hier
schafft es die Sonne nicht, durch das dichte Blätterwerk hindurch
den Boden zu berühren.
Oben, auf der Plaça Major, braten dagegen die Touristen.
Vermutlich wissen sie nicht, dass man wenige Meter tiefer an der
Plaça Weyler oder Plaça del Mercat viel entspannter in einem der
Straßencafés relaxen kann.
Vor dem Forn des Teatre, der vielleicht am meisten
fotografierten Bäckerei Palmas, quetscht im Schatten ein Mann in
osteuropäischen Shorts geschäftsschädigende Dreivierteltakte aus
seinem Akkordeon. Gegenüber im Labyrinth der engen Altstadtgassen
werden die Gehörgänge aber schnell wieder entmüllt.
Bedauerlicherweise begrenzt die akustische Flucht die Zeit für die
wirklich sehenswerte Jugendstilperle Gran Hotel auf ein
Minimum.
Wem das alles nicht kühl oder cool genug ist, kann auch von
einer Galerie zur anderen und von Kulturstiftung zu Kulturstiftung
pilgern. Locker ein gutes Dutzend liegen auf dem Weg. Wenn es nicht
gerade Montag ist, steht einem kulturellen Klimaanlagenhopping
nichts im Wege.
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