TW
0

Der 24. Juni ist der Johannistag – Día de Sant Joan. Nicht nur Namenstag für viele Mallorquiner und Spanier, nicht nur Tag des Gedenkens an Johannes den Täufer, der nach dem Lukas–Evangelium als „Wegbereiter des Herrn” gilt und immer als sanfter Heiliger dargestellt wird, predigend und taufend. Er lebte in der Wüste, nach dem Matthäus–Evangelium „mit rauhem Kamelhaar bekleidet, von Heuschrecken und wildem Honig ernährt”. Vielleicht auch ein Aussteiger, ein Hippie? Auf jeden Fall ein Unangepasster, der tragisch endet: Salome, die Tochter der Herodias, bringt seinen Kopf in einer Silberschale ihrer Mutter als Geschenk.

Der Johannistag ist Fiesta für viele Spanier und Mallorquiner. Auf Menorca spielt zu Sant Joan die ganze Insel verrückt. Sie spornen mitten in der Stadt Ciutadella ihre Pferde an, vollziehen reiterische Kunststücke, sie trinken und feiern.

In Muro, Alcúdia, Puigpunyent, Calvià, Deià, Mancor de la Vall, Son Servera und Sant Joan zünden sie am Abend Feuer an. In Palma gibt es am Vorabend, Samstag, 23. Juni, in Can Pastilla eine große Strandparty mit Correfoc und Konzerten. Es ist eine der längsten Nächte des Jahres und Beginn der heißen Jahreszeit.

In Muro findet am 24. Juni der vermutlich einzige Stierkampf des Jahres statt, in der kleinsten Arena der Insel. In Felanitx gibt es den Tanz „Sant Joan Pelós”, eine alte Tradition; ein verkleideter Mann tanzt durch die Straßen der Stadt.

In Sant Joan versammeln sich die Bürger am Morgen des 24. Juni auf dem Kloster Consolación, um gemeinsam den Sonnenuntergang zu erwarten. Danach gibt es Ensaimadas und heiße Schokolade.

Die Johannisnacht ist auch ein magisches Datum, die Nacht der Hexen. Zeit für eine Heilungszeremonie, die aus einer animistischen Naturreligion herrühren muss. Zeit für den „Vimer”, ein Ritual, bei dem die Kraft von Bäumen für die Heilung von Kindern mit Nabelbruch genutzt wird. Des Nachts und fast verborgen. Genutzt wird die Silberweide, Salix Alba, auf Mallorquin „vim” genannt. Ein Baum mit biegsamen Zweigen, die auch zum Korbflechten verwendet werden. Auf einem Hof zwischen Manacor und Portocristo, in s'Hort des Correu, werden mit dem „vimer” magische Dinge praktiziert. Man bringt die Kinder nackt, nur in eine Decke gewickelt. Jedes Kind bekommt einen Zweig des „Vimer” zugeteilt. Der Bauch der Kinder wird an den Zweigen gerieben, später hält man sie hoch über den Baum. Alles muss zwischen fünf und sieben Uhr morgens stattfinden, nur dann hat der Baum magische Wirkung. Wenn das Tageslicht dämmert, ist der ganze Baum geschmückt mit bunten Stofffetzen, die jeder Teilnehmer zu hinterlassen hat. Und die Kinder sind dann wieder gesund.