Die Fantasie ist ein Wagnis. Der Mensch hat zwar Fantasie, aber er bemüht sich zu wenig um sie, ihm wird zu viel vorgelebt, er wird marktschreierisch manipuliert. Begibt er sich dann doch in die Fantasie, ist er plötzlich in einem Irrgarten ohne Halt. Erst wenn er anfängt, sich selbst einzubringen, wird das Bild stimmig. Das Leben ist ein Versuch.” Otmar Alt ist ein Wagemutiger. Einer, der sich einbringt. Der über seine Werke sagt „jedes meiner Bilder ist immer auch ein Kampf”.
Ein Kampf, der im Feuerwerk der Farben und Formen endet. Bunt und ausdrucksstark sind die Gemälde des 67-Jährigen aus Wernigerode, die derzeit in der Peter-Maffay-Stiftung in Pollença ausgestellt werden. „Seine Bilder sind einfach genial!”, sagte der Sänger begeistert auf der „Midissage” am Dienstag, zu der rund 150 Gäste kamen, darunter auch der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor.
„Es passt wunderbar, einen Botschafter hierzuhaben, der uns die verbindende Bedeutung der Kultur näherbringt”, sagte Alt bei seiner Ansprache, „auch Peter Maffay und ich sind Botschafter. Jedes der Dinge, die ich mache, ist eine versteckte Botschaft. Meine Sprache ist die Farbe, die von Maffay ist der Ton.” Seine persönliche Mitteilung an die Menschheit: das Positive.
Eine Positivität, die den Schmerz kennt, und ein Lebensschmerz, in dem immer wieder das Positive aufleuchtet. Zwei Pole einer Energie, die zerrissen ist und dennoch voller Harmonie. „Wenn ich male, ist es, wie wenn ich um eine Frau buhlen würde”, sagt er nachdenklich.
Alt ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart. Ein Tausendsassa der Bildsprache, für die Leinwände und Skulpturen nicht ausreichen: Telefonkarten, Porzellan, ganze Eisenbahnzüge hat er bereits mit seinen ausdrucksstarken Figuren bemalt, das Trikot von Borussia Dortmund mit einem bunten Ausrufungszeichen verziert oder auf einem dreieinhalbtausend Quadratmeter großen Poster mit dem Slogan „I love Ruhrgebiet” Essen als Kulturhauptstadt beworben.
Dass Alt nun im Stiftungshaus von Peter Maffay ausstellt, habe sich über gemeinsame Bekannte ergeben, erzählt der Sänger. „Es sind Bilder von denen ich jetzt schon weiß, dass ich sie nach der Ausstellung sehr vermissen werde. Ich mag an Alt, dass er ein Multiplikator ist. Mir geht es bei ihm ein bisschen wie bei Gustavo, ich halte sie beide für Schlitzohren – und zwar im positiven Sinne. In ihren Bildern steckt so viel, was über die reine Malerei hinausreicht.”
Was man in den Formen und Farben entdeckt, in denen man sich, wie Alt sagt, „wie in einer topografischen Landschaft bewegen sollte”, hat immer ein Stück weit mit einem selbst zu tun. Menschen, die er kennenlernt, die ihn interessieren, ihn in seinem Inneren berühren, sind Alts Inspiration für die Geschichten, die er in seinen Bildern wachsen lässt, und die den Betrachter in sich hineinziehen, Teil der Geschichte werden lassen. Alt ist ein Menschenbeobachter – und ein Menschenkenner.
„Oft kommen Paare, die unentschlossen sind, welches Bild sie nehmen sollen. Sie will das eine, er das andere”, erzählt er schmunzelnd. „Am Schluss endet es so: Ich gebe ihnen ein ganz anderes Bild mit, zur Probe. Nach ein paar Wochen haben sie angefangen, mit ihm zu leben, wollen gar kein anderes mehr. Das Geheimnis ist: Das Bild sucht sich immer sein Gegenüber, nicht umgekehrt.”
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