Reich sein will jeder. Nicht jedoch, wenn es
um EU-Subventionen geht. Dann ist Armut viel verlockender. Denn von
dem Geld aus Brüssel profitieren vor allem die Mitgliedsstaaten,
die in ihrer Entwicklung hinterherhinken. Bisher gehörte Spanien
dazu. Durch die EU-Osterweiterung hat sich das geändert. Weil die
ehemaligen Ostblockstaaten das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen
nach unten drücken, liegt Spanien plötzlich über dem Schnitt. Und
damit droht jetzt das Ende der fetten Jahre.
Maria Marqués will sich damit nicht abfinden. Die
Generaldirektorin im balearischen Wirtschaftsministerium kämpft
dafür, dass auch nach Mallorca weiter EU-Geld fließt. „Wir
verhandeln seit Jahren, um das Maximum zu bekommen”, sagt Marqués,
die für die Verteilung des Großteils der EU-Subventionen auf den
Balearen zuständig ist. Und tatsächlich: Auch der neue
EU-Finanzplan für die Jahre 2007 bis 2013 weist Spanien als einen
der größten Subventionsempfänger aus. Marqués: „Wir sprechen
allerdings nicht von ,Subventionen', sondern von Hilfe.” Und die
brauche Mallorca nach wie vor. Denn dass Spanien nun von einem Tag
auf den anderen zu den Reichen gehört, sei lediglich ein
statistischer Effekt durch die Aufnahme der neuen Mitgliedsstaaten.
„Wir sind ja nicht wirklich wohlhabender geworden.” Ziel der
europäischen Subventionspolitik sei es, die einzelnen Regionen
langfristig auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Da könne man
nun nicht einfach so die Hilfe einstellen.
Und so gibt es keinen harten Schnitt. Bis 2013 kommt weiter Geld
rein, wenn auch deutlich weniger als bisher. Am härtesten trifft
Mallorca, dass kein Geld aus dem sogenannten Kohäsionsfond mehr
garantiert ist. Aus diesem Topf flossen in der Vergangenheit
hunderte Millionen Euro gen Süden, um die großen
Infrastrukturmaßnahmen zu bezahlen. Auf Mallorca entstand so unter
anderem der moderne Flughafen, aber auch die Klär– und
Entsalzungsanlagen auf der Insel sind mit bis zu 80 Prozent aus
EU-Mitteln finanziert. Laut Marqués wird es in Zukunft sehr viel
schwieriger sein, solche Großprojekte umzusetzen.
Der zweite große Posten im Subventionssystem der EU sind die
sogenannten Strukturfonds: der Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE) und der Sozialfonds (ESF). Hier werden die EU-Millionen
weiter sprudeln, allerdings nicht mehr so üppig wie bisher.
Insgesamt stehen den Balearen im Zeitraum 2007-2013 fast 200
Millionen Euro weniger zur Verfügung als im Zeitraum 2000-2006.
„Wir waren immer unterfinanziert, jetzt sind wir es noch mehr”,
sagt Marqués.
Die Verteilung der EU-Subventionen richtet sich nach dem Wohlstand
der Bürger. Da das Pro-Kopf-Einkommen auf den Balearen
vergleichsweise hoch ist, kommt entsprechend weniger Geld aus
Brüssel. „Das ist ungerecht”, findet Marqués. Neben dem Einkommen
der Bürger müssten auch andere Aspekte berücksichtigt werden, wie
etwa die Insellage, die im Fall von Mallorca nicht als
Wirtschaftshemmnis anerkannt sei.
Trotz allem: Maria Marqués verbreitet keine Zukunftsangst – auch
wenn die Subventionszahlungen nun deutlich knapper ausfallen
werden. „Was finanziert werden muss, wird auch weiterhin
finanziert. Jetzt müssen wir es eben selbst bezahlen.”
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