An eines wird sich Adrian Sutil in den kommenden Monaten
gewöhnen müssen: ans Hinterherfahren. Bisher war der 24-Jährige in
verschiedenen Motorsportklassen immer spitze, gewann zum Beispiel
im vergangenen Jahr die japanische Formel 3. Ab März wird der
Münchner nach Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Nico Rosberg der
vierte Deutsche in der aktuellen Formel-1-Saison sein. Er übernimmt
neben dem Holländer Christijan Albers das zweite Cockpit des
Spyker-Teams, das 2006 noch als Midland am Start war.
Für sechs Tage kamen Sutil, Albers und Markus Winkelhock, der
voraussichtlich weiterhin Testfahrer bei Spyker ist, mit Coach Alex
Leibinger nach Mallorca. Die Truppe bezog ein Trainingslager im
Hotel Sol Antillas in Magaluf. Allerdings suchte man
Formel-1-Flitzer vergeblich. Es ging um die körperliche Fitness:
Ausfahrten mit dem Mountainbike, Lauftraining, Schwimmen. Außerdem
nutzte man fürs Gerätetraining den Fitnessbereich im Dorint-Hotel
in Camp de Mar.
Am 18. März wird Adrian Sutil beim Grand-Prix von Australien
sein Debüt in der Königsklasse des Motorsports geben. Wächst da die
Nervosität schon von Tag zu Tag? „Nein, das nicht. Aber die
Vorfreude wird immer größer”, meint Sutil schmunzelnd im
MM-Gespräch. „Der Winter war lang. Das Fahren fehlt mir sehr
...”
Der Sohn eines Vaters aus Uruguay und einer deutschen Mutter
weiß, dass man das Spyker-Team wohl eher in den hinteren Rängen des
Klassements finden wird. Er betont aber: „Die haben große Pläne und
gute Leute eingekauft. Da scheint etwas vorwärts zu gehen. Aber man
muss Zeit haben. Mitte der Saison sollte es einen Schritt nach
vorne gehen. Für mich ist jedoch erstmal wichtig, in die
Formel-1-Welt reinzukommen und meine Erfahrungen zu machen.”
Erst spät hat Adrian Sutil seine Leidenschaft für den Motorsport
entdeckt. Statt des PS-Donners klangen in seinen Ohren vor allem
liebliche Piano-Töne. Vater ist Musiker, Mutter auch, da lag es
nahe: „Ich habe im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspielen
angefangen”, erzählt Sutil, der sogar Konzerte gab und sich auch
heute noch häufig ans Klavier setzt: „Das ist gut zum Relaxen.”
Mit 13 entdeckte Adrian den Kartsport, fuhr später unter anderem
Formel Ford, Formel ADAC BMW und Formel 3. Jetzt ist Sutil am Ziel
angekommen, und viele Experten sehen in dem „Piano-Driver” das
größte deutsche Talent. Als einen, der mal die Lücke schließen
könnte, die Michael Schumacher hinterlassen hat. „Sicher erwartet
vor allem in Deutschland jeder, dass der neue Schumacher bald
kommt. Und ich möchte natürlich auch einmal so erfolgreich werden
wie er.”
Dass er seinen Weg in der Formel 1 machen kann, davon ist Sutil
überzeugt. Seine positiven Eigenschaften laut Selbsteinschätzung:
„Ich bin sehr ehrgeizig, arbeite hart für meine Ziele und gebe
niemals auf. Das sind die wichtigsten Komponenten. Man muss
versuchen, immer noch ein Stück besser zu sein als die
anderen.”
Und was wäre aus Sutil geworden, wenn er heute nicht im
Motorsport arbeiten würde? „Stuntman. Ich brauche das Adrenalin,
das Limit und die Action. Ich bin kein Bürotyp.”
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