Señor Pascual kennt keine Gnade: Der „Maestro”, wie ihn seine
Schüler ehrfurchtsvoll nennen, lässt die angehenden Hoteldirektoren
Gläser polieren. Ein wenig Demut kann auch dem Führungspersonal von
morgen nicht schaden, findet er.
Pascual Reus Martínez ist Lehrer an der Hotelfachschule der
Balearen-Universität und bewegt sich mit der Würde dessen, der
seine Arbeit als Beruf ausübt. Er ist weit über 60 Jahre alt und
bringt den Auszubildenden nicht nur die Tricks und Kniffe bei, die
er sich in seiner jahrzehntelangen Karriere als Maître angeeignet
hat, sondern auch die richtige Einstellung zum Beruf. „Es soll hier
so realistisch wie nur irgendwie möglich zugehen”, sagt er.
504 Schüler lassen sich zurzeit an der Hotelfachschule
nördlich von Palma ausbilden – zum Koch, zum Kellner, zum
Rezeptionisten oder auch zum Hoteldirektor. Die Nachfrage nach den
qualifizierten Arbeitskräften ist enorm: Den 177 Absolventen des
vergangenen Jahres standen rund 800 Jobangebote aus dem
Tourismussektor gegenüber – laut Maria Antònia Garcia, Direktorin
der von der Balearen-Regierung subventionierten und mittlerweile
zehn Jahre alten Fachschule. „Der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt
wird immer größer”, sagt sie, „umso wichtiger ist, dass die jungen
Leute gut ausgebildet sind.” Darum gehört sehr viel mehr als nur
das Basis-Handwerkszeug zur Ausbildung. Sprachen (Englisch und
Deutsch) stehen ebenso auf dem Lehrplan wie Marketing,
Finanzverwaltung, Planung. „Zur Ausbildung gehört auch, dass die
zukünftigen Hoteldirektoren Gläser polieren können”, sagt Garcia.
„Damit sie später wissen, wovon sie reden.”
Ginés Pizá ist 20, im ersten Lehrjahr und will unbedingt Kellner
werden. „Im Sommer habe ich in einem Restaurant auf der Insel
gejobbt und gemerkt, dass es nicht schlecht wäre, den Beruf richtig
zu lernen”, sagt er. Den Wunsch lässt er sich einiges kosten. Denn
das Lehrgeld, das er für seine Umsetzung zahlen muss, ist nicht
gerade billig. Zwischen 1800 und 3000 Euro kostet die Ausbildung
pro Jahr – je nach Fachrichtung.
Dafür ist Mallorcas größte Hotelfachschule (auch an Palmas
Berufsschule Junípero Serra werden einige Berufe aus dem
Hotelgewerbe gelehrt) aber auch komplett eingerichtet: Neben
unzähligen Klassenräumen gibt es eine voll funktionsfähige
Großküche und sogar eine Suite mit allem Drum und Dran – zum Üben
für die Auszubildenden. In der Küche etwa wird jeden Tag das
Mittagessen für Schüler und Lehrer zubereitet – insgesamt immerhin
fast 600 Personen.
Derweil überkommt Señor Pascual die Nostalgie. „Ich bin einer
der letzten Dinosaurier”, sagt er. „Ich habe noch die Zeiten
erlebt, als der Kunde wirklich König war. Ich hätte es nie gewagt,
einen Gast zu duzen. Heute ist das doch Gang und Gäbe.” Die alte
Schule – einen Teil davon will Señor Pascual an seine jungen
Schüler weitergeben.
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