Tiefrote Zahlen stimmt. Aber drohende Insolvenz war nie ein
Thema”, kommentiert Herbert Ebertz Medienberichte. Der
Immobilienunternehmer, Großaktionär der Dorint-Gruppe, kämpft
wieder an vorderster Front für „seine” Hotelkette. Der französische
Accor-Konzern steigt teilweise aus. Auch im Dorint Camp de Mar soll
ein frischer Wind wehen.
Zwar waren die Verträge am Mittwoch noch nicht unterschrieben,
man arbeitete noch an letzten Details – doch Ebertz, der die ersten
Tage des neuen Jahres in Camp de Mar verbrachte, erläuterte im
Gespräch mit MM, was wohl passieren wird. „Es wird eine neue Dorint
geben. Die alte Dorint wird mit der deutschen Accor verschmolzen.
Beide Seiten bekommen dann 45 Hotels. Die neue Dorint erhält zum
Beispiel alle Resort-Hotels, darunter das auf Mallorca. Aber auch
Rottach-Egern, Binz, Seefeld, Sylt, Garmisch-Partenkirchen. Dazu
kommen sehr attraktive 5-Sterne-Häuser wie Wiesbaden, Amsterdam,
Köln-Messe oder das Hotel am Berliner Gendarmenmarkt.” Die neue
Dorint werde zudem mit einem Startkapital von 45 Millionen Euro
ausgestattet. „Damit ist die neue Dorint GmbH stark abgesichert.”
Im Gegenzug wandern die 15 Prozent der Aktien, die Ebertz, Familie
und Freunde noch an der alten Dorint AG halten, zu Accor und die
Unternehmen gehen fortan getrennte Wege. An den
Eigentumsverhältnissen der Häuser ändert sich nichts. Die meisten
gehören von Ebertz aufgelegten Fonds.
Die Dorint-Kette war im Laufe der Jahrzehnte immer stärker
gewachsen, heute gibt Ebertz zu: „Wir haben zu schnell expandiert.”
Auf Anraten der Banken suchte er 2002 einen großen internationalen
Partner. Die Wahl fiel auf Accor, mit 4000 Hotels weltweit einer
der Branchenriesen. „Bei Accor ist alles standardisiert. In dieser
Größenordnung geht das auch gar nicht anders. Aber Resorthotels
verlangen zum Beispiel eine individuelle Betreuung. Insofern haben
wir einen schlechten Partner erwischt. Das wurde von uns am Anfang
unterschätzt.” In Branchenkreisen ist immer wieder zu hören, dass
die Pacht, die Dorint als Hotelbetreiber an die jeweiligen
Immobilienfonds zu zahlen hat, überhöht sei. So könne man zum
Beispiel auch mit dem Hotel in Camp de Mar keinen wirtschaftlichen
Erfolg erzielen. „Die Pachten sind nicht zu hoch, die Umsätze sind
zu schlecht”, meint dazu Ebertz. „Als die Pachten vereinbart
wurden, waren sie in Ordnung. Gutachten haben das immer bestätigt.
Doch wie sich die Konjunktur nach dem 11. September 2001 entwickeln
würde, das hat niemand vorausgesehen. Natürlich war ich zu
optimistisch und habe gedacht, es geht immer so weiter. Was kommen
wird, hat keiner gesehen, jetzt wissen es aber alle besser.”
Trotzdem seien die Pachten in einigen Fällen nachverhandelt und
gesenkt worden.
Dass die Ehe zwischen Accor und Dorint nicht funktioniert hat,
habe laut Ebertz mehrere Gründe. Einer der wesentlichen Punkte sei
das von Accor betriebene Co-Branding gewesen. „Das war schlecht.
Dorint-Sofitel, Dorint-Novotel ... Der schlechtere Name zieht den
besseren nach unten und drückt die Preise.” Mit der Trennung der
beiden Gruppen werden die Dorint-Hotels wieder nur unter Dorint
firmieren, die bei Accor verbleibenden Häuser unter Sofitel,
Mercure oder Novotel.
Auf Mallorca kommt es jetzt zu einem personellen Wechsel.
Hoteldirektor Denis de Schrevel bleibt bei Accor, verlässt Camp de
Mar und geht nach Marokko. Nachfolger soll ein Hotelchef mit
Dorint-Background werden. „Es gibt wieder eine Dorint-Philosophie
und nicht mehr die standardisierte Accor-Philosophie”, betont
Ebertz. Es soll in Camp de Mar wieder mehr Wert auf Qualität gelegt
werden, von Zeit zu Zeit werde es sicher auch die eine oder andere
bauliche Veränderung geben. Alles in allem ist Ebertz aber mit der
Entwicklung des 2001 eingeweihten Hauses zufrieden. „Wir haben die
Anlaufmängel gut überwunden, jetzt zweimal hintereinander zehn
Prozent Umsatzsteigerung gehabt.” 2006 sei das Haus zu 71 Prozent
ausgelastet gewesen, bei einem durchschnittlichen Preis von 160
Euro und einem Jahresumsatz von zirka zwölf Millionen Euro.
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