Dass ausgerechnet ein ausgewiesener Metzgermeister zum
Lebensretter von 18 Ferkeln wird, noch dazu zur Weihnachtszeit, das
hat schon etwas Besinnliches. Und wieder einmal ist es das wahre
Leben, das die schönsten Geschichten schreibt, besser als sie sich
jemand ausdenken könnte.
Aber der Reihe nach: Gisela Stecker hatte nahezu das Schwein,
mit dem die Jungfrau gemeinhin zum Kinde kommt. Die
Mallorca-Residentin lebt in Campos und verkauft in einem Laden
Heil– und Edelsteine. Mit ihrem Mann wohnt sie auf einer großen
Finca außerhalb des Dorfes und ist bei ihren Freunden als besonders
tierlieb bekannt.
So kam es, dass ihr eine Bekannte im Sommer zum Geburtstag zwei
kleine Hängebauchschweine schenkte. Die Tiere sahen halbverhungert
aus, „man konnte ihre Rippen zählen”, erinnert sich Stecker. Die
Tiere fraßen und fraßen und wurden immer fetter, bis ihnen fast der
Bauch auf der Erde schleifte. „Das ist bei Hängebauchschweinen
normal”, wischten Freunde den ersten Argwohn Gisela Steckers weg.
Aber, als hätte sie es nicht schon geahnt: Die beiden Sauen waren
von Anfang an trächtig gewesen. Und vor sieben Wochen war die
Sauerei perfekt: Die beiden Tiere warfen ihre Ferkel, so dass
Gisela Stecker unversehens zur 18-fachen Frischlings-Großmutter
wurde.
Was tun?
In ihrer Not wandte sich die Frau schließlich an Mallorcas
berühmtesten Fleischwaren-Produzenten, Horst Abel. Ob er nicht 18
kleine Schweine zum Schlachten für Spanferkel erwerben möchte,
lautete die E-Mail-Anfrage. Ihr ging es, wie sie später gegenüber
MM sagt, vor allem darum, die Tiere von einem Fachmann töten
zu lassen, damit sie so wenig wie möglich leiden müssten.
Doch Abel winkte ab: Erstens habe er in seinem
Fleischwarenbetrieb gar keine Schlachtgenehmigung. Und zweitens
könne er es nicht übers Herz bringen, so kleinen jungen Tieren
etwas zu Leide zu tun. „Trotzdem ich von Beruf Metzgermeister bin,
habe ich noch niemals kleine Kälber oder gar kleine Schweinchen
töten können, und esse deshalb auch keine kleinen Ferkelkinder.” So
hat Gisela Stecker noch immer 18 kleine Hängebauchschweine, die sie
am liebsten in die Hände von ausgewiesenen Tierfreunden mit
geeigneten Fincas geben würde.
Hängebauchschweine sind als Zierschweine in Mode gekommen, weiß
Marianne van der Wal von der Euro-Tierklinik. Die Hoftiere seien
zutraulich und intelligent. Allerdings brauchen sie ein
ordentliches Gehege. „Denn sie fressen alles im Garten auf und sie
graben ihn um.”
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