Gibt es Sushi oder marinierten Lachs bald nur noch aus zuvor
tiefgekühlter Ware? Können Boquerones oder Thunfisch–Carpacchio in
Zukunft nie mehr aus fangfrischem Fisch zubereitet werden? Dabei
kommen auch die Spanier gerade so richtig auf den Geschmack von
rohem Fisch, Sushi-Restaurants schießen auch auf Mallorca wie Pilze
aus dem Boden.
Nach Rinderwahn und Schweinepest sind nun also die Fischesser an
der Reihe, sich Sorgen zu machen, denn die schlechte Nachricht
lautet: Mit dem steigenden Verzehr von ungegartem oder nur wenig
gegartem Fisch ist auch die Zahl der Erkrankungen gestiegen, die
durch einen Meeresparasiten übertragen wird: den sogenannten
„Anisakis”, auch Heringswurm genannt. Die Larven findet man in
rohem Fisch, werden diese durch Erhitzen oder Einfrieren nicht
abgetötet, können sie beim Menschen ernste Erkrankungen des
Verdauungstraktes hervorrufen.
Obwohl bisher 95 Prozent aller dadurch ausgelösten
Infektionskrankheiten in Japan beheimatet waren, treten die
Symptome auch in europäischen Breiten immer häufiger auf.
Erbrechen, heftige Bauchschmerzen oder Schwindelanfälle nach
Verzehr von rohem Fisch wurden in Spanien in den vergangenen Jahren
so oft gemeldet, dass auf Veranlassung des spanischen
Gesundheitsministeriums nun ein Dekret für die Zubereitung von
rohem Fisch erlassen wurde.
Seit dem 1. Dezember, so verkündete Vizepräsidentin María Terésa
Fernández de la Vega, gilt vor allem für Restaurants die
Verordnung, dass roher Fisch mindestens 24 Stunden vor dem Verzehr
bei minus 20 Grad tiefgekühlt werden muss. Darüber hinaus seien die
Lokale verpflichtet, auf der Speisekarte zu vermerken, dass sie
dieser Verordnung nachkommen, sagte die Ministerin weiter. Eine
landesweite Informationskampagne werde demnächst gestartet, für die
regionale Umsetzung und entsprechende Kontrollen seien die
jeweiligen Gesundheitsministerien verantwortlich.
Bis zu Mallorcas Restaurants ist diese neue Verordnung scheinbar
noch nicht vorgedrungen, Sushi-Restaurants in Palma jedenfalls
verfahren wie bisher: Viele von ihnen, wie das Shogun oder das
Restaurant Samurai, geben an, das sie den Fisch sowieso einfrieren,
bevor er verarbeitet und verzehrt werde. Andere wiederum behaupten,
dies schade der Qualität, nur wirklich frischer Fisch sei eine
Delikatesse. Von einer Verordnung aus Madrid habe man offiziell
noch nichts gehört.
Beim Gastronomieverband Mallorcas ist die Verordnung zwar
bekannt, Pläne zur Umsetzung gebe es aber noch nicht.
Da im Mittelmeer neben Wolfsbarsch und Seehecht nach Aussage des
Gesundheitsministeriums insbesondere die Sardelle befallen ist,
werden also in Zukunft „Boquerones” nur noch aus Tiefkühlfisch
zubereitet? Wer das verhindern will, dem bleibt immer noch die
Möglichkeit, die Sardellen selber einzulegen: Für Märkte herrscht
noch kein Verkaufsverbot von frischem Fisch.
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