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Fahr bloß nicht am Kreisel von Santa Ponça vorbei, dort ziehen sie deutsche Autos raus”, lautete am Dienstag eine an Freunde gerichtete Telefonwarnung. Der Hinweis entsprach aber nicht ganz der Realität. Die dortige Lokalpolizei zückte zwar die Kelle, aber nach Angaben des Rathauses handelte es sich um eine ganz normale Verkehrskontrolle, bei der stichprobenartig die passierenden Fahrzeuge kennzeichenunabhängig kontrolliert worden seien.

Aber die Angst, erwischt zu werden, fährt seit der Polizeiaktion der vergangenen Woche bei vielen Ausländern mit; etliche Deutsche verstecken gar ihre Autos. Wie berichtet (MM 49), hatte die Polizei in Zusammenarbeit mit dem Zoll vor dem Bellver International College in Palma 19 Autos mit ausländischen Nummerschildern kontrolliert. 16 Fahrzeuge wurden dabei beschlagnahmt, da ihre Halter sie nicht ordnungsgemäß umgemeldet hatten.

Die Betroffenen bekommen ihren fahrbaren Untersatz erst wieder, wenn sie die behördlichen Auflagen erfüllt, die Strafen und die mit der Aktion verbundenen Kosten (Abschleppen, Standgebühren) bezahlt haben. Das jedoch kann sich wochenlang hinziehen.

Auch die Wagen von Sabine Jürgensen und Thomas Neumann (Namen von der Redaktion geändert) befinden sich noch in Polizeigewahrsam. Die beiden Deutschen leben schon deutlich länger als ein halbes Jahr auf der Insel und sind somit verpflichtet, ihre Autos mit einem spanischen Kennzeichen zu versehen. Sowohl Sabine Jürgensen als auch Thomas Neumann haben Rechtsbeistände mit der Vertretung ihrer Interessen beauftragt, da sie sich selbst mit der Lösung der verzwickten Rechtsproblematik überfordert fühlen.

„Sobald ich meinen Wagen wieder habe, werde ich ihn nach Deutschland zurückbringen und mir auf der Insel einen mit spanischem Kennzeichen kaufen”, sagt Sabine Jürgensen. Thomas Neumann versucht nachzuweisen, dass der Toyota zu Unrecht beschlagnahmt wurde, da er seiner Frau gehört und diese ihn eigentlich nur in Deutschland fährt, da beide jeweils ein Auto mit spanischer Zulassung besitzen. „Der Zoll geht nach wie vor davon aus, dass meine Frau hier lebt.”

Nach Angaben von Sabine Jürgensen haben auch alle übrigen Betroffenen ihre Fahrzeuge noch nicht zurückerhalten. Außerdem sei eine verstärkte Polizeipräsenz rund um die von Ausländern frequentierten Privatschulen festzustellen. „Das war keine einmalige Aktion”, glaubt Sabine Jürgensen. Und auch die Polizei ist sich dessen sicher. Weitere Aktionen gegen Ummeldesünder seien geplant.

Alle, die länger als ein halbes Jahr in Spanien leben, müssen nach geltendem Recht ihr mitgebrachtes Fahrzeug ummelden. Auch Firmenwagen sind davon betroffen. Wer nicht unter die Kennzeichenverordnung fällt, tut gut daran, im Falle einer Kontrolle nachzuweisen, dass er sich nur zeitweise auf der Insel befindet (Fährticket, Personalausweis).