Stünde das Tor in Real Mallorcas Fußballstadion nur einen halben
Meter weiter links, hätte die Mannschaft am vergangenen Wochenende
einen Kantersieg gefeiert. So aber ärgerten sich Spieler, Trainer
und Fans über drei Pfostentreffer und ein unbefriedigendes 0:0
gegen den Tabellenletzten aus San Sebastián. Mallorcas Stürmer
treffen einfach nicht ins Netz. Gerade einmal vier Tore haben sie
in den bisherigen sieben Saisonspielen geschossen – selbst der
Gegner aus dem Baskenland hat schon eins mehr zustande gebracht,
obwohl „Sanse” noch nicht ein einziges Spiel gewonnen hat.
Mallorcas Fußballer hätten aber nicht nur den dritten Saisonsieg
feiern und sich im Tabellenmittelfeld etablieren können, ihrem
Trainer Gregorio Manzano wäre auch einiges an Ärger erspart
geblieben. Denn bei der Pressekonferenz nach dem Schlusspfiff hatte
er sich von den Vertretern der spanischen Tagespresse kritische
Fragen gefallen lassen müssen. Dem Andalusier wird vorgeworfen, das
Publikum mit unansehnlichem Defensivfußball zu langweilen und so
für die Torflaute verantwortlich zu sein. Die Folge war einer der
spektakulärsten Auftritte des Trainers, seit er im Amt ist. „Einige
glauben, das Recht zur Kritik zu haben, obwohl sie die Spiele noch
nicht einmal im Stadion se hen, sondern zu Hause vor dem
Fernseher”, polterte Manzano. „Es ist unglaublich: Wir müssen uns
scheinbar für alles entschuldigen: Wenn wir schlecht spielen und
gewinnen, wenn wir gut spielen und verlieren, und wenn wir dreimal
den Pfosten treffen auch.” Manzano widersprach den Vorwürfen, sein
Team spiele übervorsichtig und riskiere zu wenig: „Es ist eine
Lüge, dass wir nicht gewinnen wollen. Wir haben alles versucht, es
hat halt nicht geklappt.” Angesichts dieses andalusischen
Temperamentsausbruchs geriet das Hinspiel in der ersten Pokalrunde
bei Athletic Bilbao unter der Woche ein wenig in den Hintergrund.
Das Spiel begann am Mittwochabend erst nach Redaktionsschluss.
Während der Druck auf Gregorio Manzano also zunimmt, hat es ein
anderer Trainer innerhalb von nur einer Woche von der Lachnummer
zum Helden ge bracht: Real Madrids Fabio Capello schien nach der
Pleite in Getafe vor zwei Wochen bei Spaniens Vorzeigeklub schon
kurz vor dem Rauswurf zu stehen, jetzt sitzt er fester im Sattel
als je zuvor. Denn erst gewann sein Team das Champions-League-Spiel
in Bukarest souverän mit 4:1 und entschied dann auch das Duell
gegen Erzfeind FC Barcelona für sich. Kapitän Raúl brachte Real
schon in der zweiten Minute per Kopf in Führung, der Niederländer
Ruud van Nistelrooy traf kurz nach der Pause zum 2:0.
Der bis dahin ungeschlagene Tabellenführer aus Katalonien
vermisst Topstürmer Samuel Eto'o, der mit gerissenem Kreuzband noch
Monate ausfällt. Auch Ronaldinho ist weit von seiner Bestform
entfernt. Durch Madrids Sieg ist der Kampf um die Tabellenführung
völlig offen: Platz eins und Platz acht trennen gerade einmal drei
Punkte.
Real Mallorcas nächstes Ligaspiel ist am Sonntag, 29. Oktober,
17 Uhr, bei Betis Sevilla.
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