Früher war das Ganze schon etwas sportlicher”, meint Joan und
drückt das gelbe Gummientchen, das er sich erkämpfen konnte, bis es
quietscht. „Aber was soll man schließlich mit einer lebenden Ente
schon anfangen?” Was er mit dem Plastikding made in China anfangen
soll, weiß der Mitvierziger aber auch nicht so recht. Eine Nummer
hat das Entchen nicht, damit geht der Hauptgewinn, ein
Menorca-Wochenende, an einen anderen Jäger.
Früher war das traditionelle Entenwerfen in Colònia de Sant
Jordi den Tierschützern ein Dorn im Auge und für die Gemeinde ein
teures Vergnügen. Im vergangenen Jahr musste das Rathaus eine
Strafe in Höhe von 1500 Euro bezahlen. Entenwerfgegner hatten die
Verantwortlichen wegen Tierquälerei angezeigt und Recht bekommen.
Um weitere Strafbefehle zu vermeiden, verzichtete das Rathaus von
Ses Salines nun auf das quakende Federvieh und warf anlässlich der
Patronatsfeierlichkeiten mit Plastikenten, Melonen und Weinflaschen
um sich.
Etwa 150 Schwimmer haben sich am Sonntag unweit des Hafens
versammelt. Eigentlich sollen sie ja warten, bis das Boot mit den
Enten den Startschuss gibt, aber Theorie und Praxis klaffen auch im
Osten Mallorcas oft weit auseinander. Die Entenjäger begrüßen die
Llaüt mit den Gummitieren bereits im großen Pulk im Wasser. Ein
lauter Böller, und die Hatz nimmt gegen zwölf Uhr ihren Lauf.
Wasser spritzt, Hände winken, jeder gegen jeden.
Auch die beiden 15jährigen Berlinerinnen Wanda Arnskötter und
Myriel Grieß stürzen sich in die Fluten, um mit einer Trophäe nach
Hause zu kommen. Sie sind vermutlich die einzigen
Nicht-Mallorquiner, die an dem modifizierten Traditionsspektakel
teilnehmen. Aber an Sprachproblemen scheitert das Gerangel im
Wasser nicht. Auch wenn es zuerst für die beiden Schülerinnen nicht
gut aussieht, können sie sich letztlich im Endspurt durchsetzen und
jeweils ein Quietscheentchen ergattern. Die Anfahrt aus ihrem
Urlaubsort Palma hat sich gelohnt, auch wenn es bei den Gummitieren
bleibt. Ohne Nummer keinen Preis, soviel haben die beiden schon im
Vorfeld der Veranstaltung verstanden. „Eigentlich dachten wir ja
nicht, dass wir eine erwischen würden. Aber so hat das natürlich
noch mehr Spaß gemacht.” An einem „richtigen” Entenwerfen hätten
sie sich nicht beteiligt. „Nie und nimmer!”
Laut Rathaus haben dreimal soviele Menschen Jagd auf die Enten
gemacht wie im vergangenen Jahr. 300 Exemplare in verschiedenen
Größen habe man geworfen. Die meisten vermutlich schon, bevor das
Boot abgelegt hat. Denn sonst hätte rein rechnerisch jeder
Entenschwimmer mit zwei Gummitieren aus dem Wasser steigen
müssen.
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