Sind nun manche rote Rebsorten, ähnlich wie Säugetiere, in der
Lage Melatonin zu produzieren? Melatonin, das bei uns Menschen
diese gewisse Bettschwere auslöst? Das den Tag–Nacht– Rhythmus
steuert und beeinflusst? Ich las dies vor einigen Tagen in einem
Kurzbeitrag vom 18. Juni in der Internetausgabe von n–tv.de. Dann
wäre mir klar, warum ich nach dem wievielten Glas Rotwein
regelmäßig so schlagartig müde werde.
Nun ist diese These noch einigermaßen umstritten, so dass ich
doch davon ausgehen muss, dass diese progressive Form der Müdigkeit
durch den im Wein enthaltenen Alkohol verursacht wird. Mein
heutiger Rotwein, ein in Brüssel bereits mit Silber geschmückter
Reserva 2000 der Finca La Emperatriz, wird Sie nach geleerter
Flasche ebenfalls mit einer wohligen Entspanntheit versehen.
Davor allerdings steht Genuss pur zum angenehmen Flaschenpreis
von etwas mehr als zehn Euro. Namensgeber für die 130 Jahre alte
Bodega aus der Rioja war im übrigen die Emperatriz Eugenia, Ehefrau
von Napoleon dem Dritten. Der Finca La Emperatriz Reserva besteht
zu 90 Prozent aus Tempranillo unter Beigabe von etwas Graciano,
Garnacha und Viura zu gleichen Teilen. Dieser durch und durch
moderne Riojaner überrascht mit exzellenter Frucht, in cremiges
Holz eingebettet, mit ausgeprägtem balsamischem Charakter. Man
findet Karameltöne ebenso wie Kakao und etwas Orange. Im Mund
ausgewogen, wiederholt sich auch hier reife Frucht gepaart mit
Erinnerung an Zedernholz. Der Abgang gerät nachhaltig und fruchtig.
Er ist ein komplexer, vielschichtiger Rotwein – sehr
empfehlenswert, aber bezahlbar.
Der Autor ist Inhaber der Weinhandlung Casa del Vino in
Manacor.
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