TW
0

Auch wenn die balearische Messegesellschaft sich am Rande eines Kreislaufkollapses befand, verhindern konnte sie die unzüchtige Schau letztlich nicht. Am Mittwochabend öffnete die Erotik-Messe Seda ihre Tore. Bis Sonntag, 16. Juli dreht sich auf dem Messegelände in Palma im weitesten Sinne alles um Sex.

Noch am Dienstag war unklar, ob die Veranstaltung durchgeführt werden kann. Am Vormittag warf die Messegesellschaft Fires i Congressos de Balears dem Veranstalter des Erotikevents Planner & Proceltha S.L. vor, vertragsbrüchig geworden zu sein, weil sie pornographische Inhalte der Messegesellschaft verschwiegen hätte. Nicht, dass die Messegesellschaft etwas gegen Pornographie im allgemeinen hätte. Nur in ihren heiligen, sprich öffentlichen Hallen, sei dies nicht erwünscht.

„Völlig absurd” kontert Masé Míguez seitens der Veranstalter. „Jeder wusste, was wir vorhaben.” Aber man sei zu Kompromissen bereit. Die Messe sei ohnehin so ausgelegt, dass niemand etwas sehen müsse, was er nicht wirklich wolle. Ein schwerer Vorhang trenne die Bereiche. Außerdem sei nur ein kleiner Teil der Gesamtschau vermeintlich bedenklichen Darstellungen vorbehalten.

Am Dienstagnachmittag war dann das Thema durch. Die Messeverwaltung habe sich mit dem Veranstalter geeinigt, hieß es. Ob die angedrohte Klage auf Entschädigung für alle bislang entstandenen Kosten plus der zu erwartenden Gewinne für den Konsens ausschlaggebend war, oder der Verzicht auf Hardcore, ist unklar. Aus dem Hü und Hott ist ein Spagat geworden.

Inwieweit die Veranstalter auf die Zurschaustellung von Geschlechtsakten verzichten, war bis Redaktionschluss unklar, da der Erotik-Salon erst nach Drucklegung eröffnet worden ist. Da aber die Grenze zwischen Erotik und Pornographie eine äußerts schlüpfrige ist, werden die Pornogegner möglicherweise in Beweisnot geraten.

Darauf hoffen natürlich auch die Veranstalter. „Wir werden uns an die Abmachung mit der Messegesellschaft halten und dennoch viel Fleisch und Action bieten”, sagt Seda-Sprecher Chus Torres.

Insgesamt haben 30 Aussteller aus dem In- und Ausland ihre Teilnahme an der Erotikmesse zugesagt. Rund 50 Stars und Sternchen aus der Porno- und Erotikszene werden während der Veranstaltung an mehr als 300 Shows teilnehmen. Damit die zu erwartenden 20.000 Messebesucher nicht nur optisch aufgeheizt werden, klingen die Nächte mit der leicht bis nicht bekleideten „Porno-Band” aus - falls der Bandname nicht kurzfristig geändert worden ist.

Wie auch immer das ungeliebte Kind genannt wird, fest steht, die Erotik- und/oder Pornoindustrie ist ein prosperierender Wirtschaftsfaktor. 189 Betriebe mit 2500 Mitarbeitern setzten im Vorjahr allein in Spanien 370 Millionen Euro um.

Und die Balearen gelten als bevorzugter Drehort nicht nur für die 14 auf „Erwachsenenfilme” spezialisierten spanischen Produktionsfirmen. Derzeit lassen Schweizer und Deutsche die Hüllen auf Mallorca fallen.